Mit Guangzhou hat eine weitere chinesische Metropole ihren Kampf gegen die Corona-Ausbreitung verschärft. Die fast 19 Millionen Einwohner zählende Stadt in der Nähe von Hongkong meldete am Mittwoch zwar nur nur fünf lokal übertragene Infektionen. Dennoch ordneten die Behörden an, in bestimmten Gebieten die Restaurants bis Samstag zu schliessen und auch Veranstaltungen in Innenräumen abzusagen.

Auch müssen Kindergärten sowie Grund-, Mittel- und Oberschulen geschlossen bleiben, während die Herbstsemester an den Unis verschoben werden. Bus- und U-Bahn-Verbindungen wurden ebenfalls reduziert.

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Corona-Ausbrüche in 41 Städten

Das Technologiezentrum Shenzhen hat bereits für mindestens vier Stadtbezirke mit insgesamt rund neun Millionen Einwohnern die Schliessung von Unterhaltungs- und Kulturbetrieben angeordnet. Auch Restaurants können für einige Tage nicht oder nur eingeschränkt öffnen.

Die Wirtschaftsleistung von Shenzhen und Guangzhou zusammen erreichte im vergangenen Jahr 5,89 Billionen Yuan (etwa 850 Milliarden Euro). Zum Vergleich: Das entspricht etwa der Hälfte des südkoreanischen Bruttoinlandsprodukts.

Nach Aussagen des Finanzhauses Capital Economics befinden sich derzeit 41 Städte inmitten von Corona-Ausbrüchen. Diese Städte stehen für 32 Prozent der chinesischen Wirtschaftsleistung. «Im Moment erscheinen die daraus resultierenden Störungen noch bescheiden, aber die Gefahr schädlicher Lockdowns wächst», sagte Volkswirt Julian Evans-Pritchard von Capital Economics. «Und selbst wenn sie vermieden werden, erwarten wir, dass das Wachstum auch in Zukunft gedämpft bleibt.»

Weniger schlimm als der Lockdown in Shanghai

Dem Kieler Institut für Wirtschaftsforschung (IfW) zufolge verschärfen schon kommunale Lockdowns die Engpässe in den globalen Lieferketten. Die derzeitigen Massnahmen in Shenzhen und weiteren Städten seien allerdings noch nicht vergleichbar mit dem einschneidenden Lockdown in Shanghai im Frühjahr.

«Sollten die Covid-19-Fälle aber weiter steigen, könnte ein harter Lockdown gerade in und um Shenzhen Lieferketten und das Weihnachtsgeschäft belasten», warnte IfW-Handelsexperte Vincent Stamer. «Denn die Provinz Guangdong um die Metropolen Guangzhou und Shenzhen am Perlflussdelta ist die exportstärkste Provinz Chinas.»

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(reuters/gku)