Am 15. Januar jährt sich die Aufhebung der Untergrenze zum Euro durch die SNB zum neunten Mal. Mit der unerwarteten Aufhebung der Untergrenze unterwarf die SNB 2015 die schweizerische Wirtschaft einem zweiten Wechselkursschock in kurzer Zeit. Bereits Anfang des letzten Jahrzehnts hatte sich der Franken dramatisch aufgewertet. Dieser zweite Schock 2015 war allerdings weniger ausgeprägt und dauerte auch weniger lang als der erste, insbesondere weil der Dollar in dieser Zeit stärker wurde und die SNB mit Interventionen auf dem Devisenmarkt eine weitere Aufwertung verhinderte.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Die SNB vollzog damals einen Strategiewechsel, auch wenn sie den damaligen Schritt nicht als einen solchen bezeichnet. Thomas Jordan kündigte, etwas verklausuliert, an, dass er sich fortan nicht mehr am nominellen Wechselkurs zum Euro orientieren werde, sondern am handelsgewichteten, teuerungsbereinigten Wechselkurs. Handelsgewichtet, um den Handelsverflechtungen der Schweiz und den Wechselkursveränderungen zwischen dem Euro, dem Dollar und den asiatischen Währungen Rechnung zu tragen. Teuerungsbereinigt, weil die Schweiz ein anderes, tieferes Inflationsziel verfolgt als die meisten anderen Länder und der Franken deshalb nominell etwas aufwerten kann, ohne dass sich die preisliche Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz verringert.

Die bisherige Geldpolitik nach dem Strategiewechsel kann als erfolgreich bezeichnet werden. Erstens blieb der handelsgewichtete reale Wechselkurs in der Periode seit 2016 trotz Verschiebungen der nominellen Kurse recht stabil – und damit auch die preisliche Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Wirtschaft. Zweitens hat das Konzept erlaubt, sich in den letzten zwei Jahren vom Inflationsschub der umliegenden Länder und der USA abzuschirmen, indem eine nominelle Aufwertung zugelassen oder gar durch Devisenverkäufe begünstigt wurde. Die Geldpolitik hat in dieser Periode die Preis- und Wirtschaftsentwicklung in einem schwierigen Umfeld stabilisiert.

In den letzten zwölf Monaten hat sich der Franken allerdings stärker aufgewertet, als es die Teuerungsunterschiede gerechtfertigt hätten. Die Aufwertung über die Inflationsunterschiede hinaus betrug Ende November gegenüber dem Vorjahr handelsgewichtet 3,5 Prozent, Ende Jahr dürfte der Wert bereits bei rund 4,5 Prozent liegen. Das verschlechtert die preisliche Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz im gleichen Ausmass, wie wenn die schweizerischen Löhne um 3,5 Prozent respektive 4,5 Prozent stärker gestiegen wären als die ausländischen.

Das scheint auch Thomas Jordan bewusst zu sein. An der Medienorientierung vom 14. Dezember wies er darauf hin, dass die SNB die Entwicklung des Wechselkurses aufmerksam verfolge und dass für Devisenverkäufe kein Bedarf mehr bestehe. Die Entwicklung des Wechselkurses sei bedeutsam für die Angemessenheit der «monetären Bedingungen» und werde von der SNB aufmerksam verfolgt. Da die Kernteuerung gemäss den Prognosen der SNB in den nächsten Jahren im Zielband verharren sollte und sich die Wirtschaft deutlich abkühlt, wäre eine Normalisierung beziehungsweise Abschwächung des teuerungsbereinigten Wechselkurses zu erwarten, allenfalls mit Unterstützung der SNB. Für die Industrie und andere Wirtschaftszweige, welche der internationalen Konkurrenz ausgesetzt sind, wäre eine solche sehr hilfreich. In der Sprache der SNB: Die «monetären Bedingungen» wären damit etwas weniger restriktiv und angemessener.