19 Kantone in der Schweiz haben zu wenig Hausärzte. Das zeigen neue Zahlen des Ärzteverbands FMH, die der Zeitung «Schweiz am Sonntag» vorliegen. Besonders akut ist die Lage derzeit in Uri, Fribourg, Nidwalden und Appenzell Innerrhoden. Dort müssen sich fast 2000 Einwohner einen Arzt teilen. Dabei wären die Richtlinien klar: Um die medizinische Grundversorgung zu decken, braucht es eine Hausärztin oder einen Hausarzt pro 1000 Einwohner.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Der Grund für den Mangel: Es fehlt an Nachwuchs. Zwar wählt fast die Hälfte der Studienabgänger eine Grundversorgungsdisziplin wie Allgemeine Innere Medizin oder Pädiatrie, doch nur rund 20 Prozent arbeiten später tatsächlich als Hausärzte. Zudem sind viele von ihnen nicht mehr bereit, Vollzeit sowie an Festtagen und in der Nacht zu arbeiten. Deshalb fehlen schweizweit heute über 2000 Hausärzte.

Ein Drittel aller Allgemeinmediziner über 60 Jahre

Die Situation verschärft sich in den nächsten Jahren zusätzlich, weil viele Hausärzte pensioniert werden. Aktuell sind über 2200 Mediziner über 60 Jahre alt. Das ist ein Drittel aller Allgemeinmediziner. Und weil es kaum Interessenten für die freiwerdenden Einzelpraxen gibt, ist ein Trend zu Doppel- oder Mehrfachpraxen auszumachen. Diese haben sich in zehn Jahren verdreifacht. Auch der Präsident Schweizer Hausärzte, Marc Müller, ist seit 23 Jahren in einer Gemeinschaftspraxis in Grindelwald BE tätig. «Es gibt verschiedenen Vorteile: So ist der Austausch unter den Ärzten möglich, man kann sich die Kosten für teure Geräte und Miete teilen und vor allem ist es möglich, Teilzeit zu arbeiten», sagt Müller.

Dieser Aspekt sei wichtig, da über 60 Prozent der Absolventen des Medizinstudiums heute Frauen seien und viele von ihnen Familie und Beruf kombinieren wollen. «Die Schweiz wird also nicht darum herum kommen, mehr Hausärzte auszubilden. Vor allem auch, weil ein Gesundheitssystem mit gut ausgebildeten Hausärzten günstiger ist», sagt Müller. Sie würden kostengünstiger behandeln. «Beispielsweise bei einer Grippe kostet eine Konsultation beim Hausarzt zwischen 50 und 70 Franken, inklusive Medikamente. Im Spital sind es schnell 400 Franken.»

(me)