Der Kampf gegen die Inflation ist noch nicht gewonnen. Die Spitze mag hinter uns liegen, aber das heisst noch lange nicht, dass sich die Situation normalisiert hat und das Inflationsziel von 2 Prozent in Sichtweite ist. Das haben die Notenbanken bei jeder Gelegenheit betont. Nun müssen das auch die Märkte einsehen.

Die kühnen Erwartungen, dass die Inflation schnell zurückgehen und das Fed schon bald wieder die Leitzinsen senken würde, wurden jetzt korrigiert. Das zeigen die Zinsderivate auf die Fed Funds Rates, mit denen sich Investoren und Investorinnen gegen Änderungen der kurzfristigen US-Zinsen absichern. Gemäss diesen Preisen für die Derivate dürften die Leitzinsen erst im Sommer die Spitze bei über 5 Prozent erreicht haben und dann länger auf hohem Niveau bleiben.

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Grund für diese Neubeurteilung ist die hartnäckig steigenden Konsumentenpreise. In den USA ist die Inflation im Januar nur leicht gefallen, von 6,5 auf 6,4 Prozent. Was den jüngsten Inflationsbericht aber besonders macht, ist die Entwicklung der Preise ohne jene für Energie und Lebensmittel. Diese sogenannte Kerninflation beträgt weiterhin unangenehm hohe 5,6 Prozent, weil die Preise für Dienstleistungen und die Mieten steigen.

Auch kurzfristige Inflationskennzahlen bestätigen den anhaltenden Teuerungsdruck: Was wir gemeinhin unter Inflation verstehen, ist die Veränderung des Preisniveaus gegenüber dem Vorjahresmonat. Damit werden aber die aktuellen Preisentwicklungen nicht gut abgebildet. Auch wenn die Energiepreise längst fallen, steht die entsprechende Indexkomponente gegenüber dem Januar 2022 deutlich im Plus.

Deshalb wird zusätzlich die Preisänderung gegenüber dem Vormonat angegeben. Sie liegt in den USA mit 0,5 Prozent wieder deutlich höher als im November und Dezember. Sinnvoll ist auch die Betrachtung über drei Monate. Diese Dreimonatsinflation beträgt in den USA auf das Jahr hochgerechnet 4,5 Prozent, im Dezember waren es 3,1 Prozent.

Auch in der Schweiz ist die Inflation wieder gestiegen und lag im Januar bei 3,5 Prozent, nachdem sie in den Monaten zuvor Schritt für Schritt von 3,5 auf 2,8 Prozent gesunken war. Dieser Anstieg muss die Schweizerische Nationalbank nicht stressen, denn er ist im Wesentlichen auf die höheren Strompreise zurückzuführen. Und die Stromtarife für die Privathaushalte werden hierzulande nur einmal im Jahr per 1. Januar angepasst.

Das grössere Problem sind auch in der Schweiz die tiefer liegenden Inflationstreiber. Die Kernteuerung geht auch hier nicht wie gewünscht zurück: Sie hat im Januar sogar von 2 auf 2,2 Prozent angezogen. Gleichzeitig ist die Konjunkturlage besser als gedacht, selbst die Euro-Zone könnte einer Rezession entgehen. 

Sowohl für die EZB als auch für die SNB gibt es also gute Gründe, die Leitzinsen weiter anzuheben.
 

rop
Peter RohnerMehr erfahren