Die Nationalbank senkt die Zinsen, und das als erste der grossen Zentralbanken. Der Entscheid kommt mehr oder weniger überraschend, weil der Franken in den letzten Wochen zum Euro und zum Dollar nachgegeben hat. Kurz nach dem Entscheid schoss der Euro-Franken-Kurs um nochmals einen Rappen auf 0.975. Eine solche Frankenabwertung wirkt wie eine geldpolitische Lockerung, weil es die Importe verteuert und die Situation der Exportindustrie entspannt. 

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Dennoch hat der heutige Zinsentscheid auch seine Logik: Die Schweiz kann es sich schlicht leisten, weil die Inflation mit 1,2 Prozent auf tiefem Niveau ist, auch im internationalen Vergleich. Auch die SNB hatte zuletzt die Inflation überschätzt und musste die Prognosen laufend nach unten anpassen. 

Und dazu kommt das Timing: Wegen des vierteljährlichen Sitzungsrhythmus wäre die nächste Gelegenheit erst wieder im Juni. Bis dann werden aber voraussichtlich Fed und EZB die Zinsen ihrerseits gesenkt haben, wodurch der Franken schnell wieder erstarken könnte.

Diesem Effekt hat die SNB mit der frühen Zinssenkung vorgegriffen.

Mit einem neuen Leitzins von 1,5 Prozent ist die Geldpolitik weder expansiv noch bremsend, wenn man von einem neutralen Realzins von 0 bis 0,5 Prozent ausgeht und die SNB-Inflationsprognose von 1 bis 1,5 Prozent berücksichtigt.

Eine expansive, also stimulierende Geldpolitik wäre im aktuellen Umfeld nicht angebracht. Die SNB verweist zwar auf eine grosse Unsicherheit in der Entwicklung der Konjunktur im Ausland, rechnet für dieses Jahr aber mit einem BIP-Wachstum von 1 Prozent. 

Deshalb ist davon auszugehen, dass diese Zinssenkung nicht der Anfang einer Serie ist, sondern eher eine Korrektur der letzten Zinserhöhung im vergangenen Sommer darstellt.

Damals erhöhten Jordan und Co. den Leitzins nochmals um 25 Basispunkte, obwohl der Trend bei den Teuerungsraten längst gedreht hatte. Sie traute dem Rückgang nicht und fürchtete  Zweit- und Dittrundeneffekte. Davon spricht man, wenn Unternehmen wegen der steigenden Kosten die Preise erhöhen und die Arbeitnehmer höhere Löhne einfordern.

Nun ist die SNB zur Einsicht gelangt, dass diese Effekte überschätzt worden sind, und stellt fest, dass der Inflationsdruck deutlich nachgelassen hat.

Bleibt zu hoffen, dass es dabei bleibt und die SNB den Schritt nicht nochmals korrigieren muss.