In der Schweiz ballt sich zwar die wirtschaftliche Kraft in einigen wenigen Zentren. Das heisst jedoch nicht, dass ausserhalb dieser Zentren weniger produktiv gearbeitet wird. Auch in wirtschaftsschwachen Regionen wird gemäss einer Auswertung des Bundesamts für Statistik (BFS) pro Kopf gleich viel Mehrwert generiert.

Die am Montag publizierte BFS-Studie untersuchte die regionale Wirtschaftsleistung im Zeitraum von 2008 bis 2014. Die Analyse zeigt, dass die Schweizer Bruttowertschöpfung (BWS) hauptsächlich in drei Grossregionen erwirtschaftet wird.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Kanton Zürich ist besonders stark

So trägt der Kanton Zürich 22 Prozent an die Wertschöpfung der Schweiz bei, die Region Espace Mittelland mit den Kantonen Bern, Solothurn, Freiburg, Neuenburg und Jura 20 Prozent und die Genferseeregion mit den Kantonen Waadt, Wallis und Genf 18 Prozent.

Die restlichen 40 Prozent der Wertschöpfung teilt sich auf die Regionen Nordwestschweiz (14 Prozent, BL, BS und AG), Ostschweiz (12 Prozent, TG, SG, AR, AI und GR), Zentralschweiz (9 Prozent, LU, ZG, UR, SZ, OW, NW und GL) und Tessin (4 Prozent) auf.

Zwei Wirtschaftsprofile

Die grossen regionalen Unterschiede sind gemäss der Studie jedoch nicht das Resultat unterschiedlicher Produktivität, sondern vor allem die Folge der Bevölkerungszahl. Werde nämlich die Bruttwowertschöpfung pro Kopf berechnet, verschwänden die regionalen Unterschiede weitgehend, heisst es im Bericht. Es bestehe somit keine markanten Ungleichheiten zwischen den Grossregionen.

In kleinerem Masse gibt es sie aber doch. So weisen die Regionen Zürich und Nordwestschweiz überdurchschnittliche Wertschöpfungen pro Kopf auf. Das BFS erklärt sie im Fall von Zürich mit dem Finanzplatz, der einen hohen Mehrwert generiert. Ein weiterer Faktor sind die Pendlerströme über die Regionsgrenzen hinweg, die die Wertschöpfung, aber nicht die Bevölkerungszahl am Arbeitsort ansteigen lassen.

Sogwirkung gewisser Branchen

Die annähernd gleiche Wirtschaftskraft pro Kopf erreichen die Regionen gemäss der Studie jedoch nicht mit den gleichen Mitteln. Das BFS macht mit Dienstleistungs- und Industrieregionen zwei grundsätzlich unterschiedliche Wirtschaftsprofile aus. So dominieren in Zürich, in der Genferseeregion und im Tessin die Dienstleistungsunternehmen das Wirtschaftsgeschehen, während im Espace Mittelland, der Nordwest-, Ost- und Zentralschweiz die Industrie vorherrschend ist.

Dazu stellt das BFS fest, dass diese Aufteilung vor allem das Resultat einer Ballung ist. Denn wenn es in einer Region viele Banken und Versicherer gebe, dann seien da auch viele Handels-, Medien-, Kultur- und Gastrounternehmen präsent.

Klumpenrisiko Banken

Die Landwirtschaft übrigens spielt wirtschaftlich für die Schweiz kaum eine Rolle. In keinem Kanton trägt der Primärsektor mehr als ein Prozent zur Bruttowertschöpfung bei. Am anderen Ende der Skala und damit am wichtigsten dagegen sind die Sektoren Industrie und Bau sowie Handel, Verkehr, Gastgewerbe und Kommunikation, die je rund ein Viertel zur Schweizer Wertschöpfung beitragen.

Bei der regionalen Strukturen weist Zürich mit den Finanzdienstleistungen (45 Prozent der Wertschöpfung in der Region) das mit Abstand grösste Klumpenrisiko auf. Das Tessin dagegen ist wirtschaftlich die Region mit der breitesten wirtschaftlichen Abstützung. Wenn auch nicht überraschend, aber doch bemerkenswert ist in dieser Statistik die Bedeutung der öffentlichen Verwaltung für den Grossraum Bern.

So fällt 30 Prozent der Wertschöpfung aller öffentlicher Verwaltungen in der Schweiz in der Region Espace Mittelland an. Mit 16 Prozent an der regionalen Wirtschaftsleistung sind Amtsstuben und Dienststellen auch doppelt so wichtig für diesen Wirtschaftsraum als in allen anderen Regionen. Mit 12 Prozent weist nur noch die Genferseeregion einen ähnlich hohen Anteil der öffentlichen Verwaltung aus.

(sda/mbü/me)