Der Überraschungsangriff der Hamas auf Israel hat Ängste vor einem Versorgungsschock ausgelöst. Die Folge: Der Ölpreis ist sprunghaft angestiegen und nähert sich wieder der Marke von 90 Dollar pro Barrel. Die Rohölsorte West Texas Intermediate kletterte auf über 86 Dollar pro Barrel, während Brent 89 Dollar erreichte.

Die Ölhändler bereiten sich auf einen grösseren Konflikt vor, nachdem die USA erklärten, sie würden Kriegsschiffe in die Region schicken. Laut Medienberichten sollen iranische Sicherheitsbeamte die Hamas bei der Planung ihres Angriffs auf Israel unterstützt haben, was einen Vergeltungsschlag gegen Teheran auslösen könnte.

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Der Dollar legte gegenüber dem Euro und dem Pfund zu, während riskantere Währungen nachgaben. Der japanische Yen – ein weiterer beliebter Zufluchtsort für Anleger – legte zu. Unterdessen machten australische und neuseeländische Anleihen ihre anfänglichen Kursverluste wieder wett und US-Aktienfutures gaben nach. Gold gewann an Wert, da es als Zufluchtsort diente.

Die Auswirkungen der Angriffe auf Israel haben am Sonntag die Märkte im Nahen Osten erschüttert und die Aktienkurse sinken lassen. Die wichtigsten Aktienindizes in der Region fielen – allen voran der israelische Leitindex TA-35, der mit einem Minus von 6,5 Prozent den grössten Verlust seit mehr als drei Jahren verzeichnete.

«Die Ereignisse des Wochenendes haben die Region offensichtlich destabilisiert; die Anleger haben eine Menge zu bedenken», sagte Kyle Rodda, leitender Marktanalyst bei Capital.com. «Letztlich haben solche Ereignisse in der Regel nur kurzfristige Auswirkungen auf die Finanzmärkte. Es ist wahrscheinlich, dass dies auch dieses Mal der Fall sein wird», so Rodda weiter. Die Anleger könnten allerdings einige Tage lang nervös sein, bis die Risiken einer Eskalation deutlich abgenommen haben.

Iran droht Schliessung der Strasse von Hormus an 

Der Iran ist sowohl ein wichtiger Ölproduzent als auch ein Unterstützer der Hamas. Jegliche Vergeltungsmassnahmen gegen Teheran könnten die Durchfahrt von Schiffen durch die Strasse von Hormus gefährden, eine lebenswichtige Wasserstrasse, deren Schliessung der Iran bereits angedroht hat.

Steigende Ölpreise könnten zudem den bereits hohen globalen Inflationsdruck noch verstärken. Die Anleger rechnen teilweise immer noch mit einer weiteren Zinserhöhung durch die US-Notenbank Fed in diesem Jahr.

«Eine Ausweitung auf die ölproduzierenden Länder, allen voran Saudi-Arabien, könnte den Rohölpreis verteuern. Das würde sich negativ auf die Inflation im Westen auswirken und würde längerfristig höhere Zinsen bedeuten», so Guillermo Santos, Leiter der Strategieabteilung des spanischen Privatbankhauses iCapital.

(bloomberg/mth)