Das pleitebedrohte Zypern bekommt internationale Hilfe. Die Finanzminister der Euroländer haben sich grundsätzlich auf ein Hilfspaket von rund zehn Milliarden Euro verständigt. Das berichteten Diplomaten am frühen Samstagmorgen in Brüssel nach fast zehnstündigen Verhandlungen.

Die Troika aus EU, Europäischer Zentralbank (EZB) und Internationalem Währungsfonds (IWF) hatte der Eurogruppe ihre Einschätzung vorgelegt. Ohne frisches Geld ist Zypern im Mai pleite.

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Vereinbart wurde demnach unter anderem, Inhaber von Bank-Konten über 100'000 Euro müssten einen Beitrag leisten. Die Geldgeber wollen darüber hinaus Zusicherungen für die glaubwürdige Umsetzung des Hilfspakets haben. Die Unternehmenssteuer soll von bisher 10 auf 12,5 Prozent steigen. Einen Schuldenschnitt soll es den Informationen zufolge nicht geben.

Die von einer schweren Bankenkrise erschütterte Mittelmeerinsel hatte schon im vergangenen Juni ein Hilfsgesuch in Brüssel vorgelegt. In Deutschland muss der Bundestag dem europäischen Hilfspaket noch zustimmen. Erst dann kann es endgültig besiegelt werden.

Hunderte Menschen versuchten am Samstagmorgen ihr Geld von den Banken zu holen. Es kam zu einem kurzfristigen Ansturm auf Genossenschaftsbanken, die auch am Samstag geöffnet sind.

Die Banken hatten jedoch vorgesorgt und den Anteil der Einlagen eingefroren, den ihre Kunden entrichten sollen. Das Onlinesystem der Banken war ausser Betrieb gesetzt. Später schlossen die wenigen geöffneten Filialen, wie der stellvertretende Präsident der Cooperative Central Bank of Cyprus, Erotokritos Chlorakiotis, im staatlichen Radio sagte.

Die wichtigsten Punkte des Pakets:

  • HILFSKREDITE: Bis zu zehn Milliarden Euro stellen die Geldgeber der klammen Mittelmeerinsel zur Verfügung. Das Geld ist sowohl für die Rekapitalisierung von Banken als auch zur Finanzierung des Staatshaushalts vorgesehen. In welcher Höhe der Internationale Währungsfonds sich beteiligt, ist noch unklar.
     
  • ABGABE AUF BANKEINLAGEN: Bankkunden in Zypern werden kräftig zur Kasse gebeten. Bei Einlagen unter 100 000 Euro wird ein Einmal-Beitrag von 6,75 Prozent fällig, bei höheren Summen sind es 9,9 Prozent. Das soll insgesamt 5,8 Milliarden Euro bringen. Das Geld für die Abgabe wird auf den Konten gesperrt, bevor die Banken das nächste Mal am Dienstag öffnen. Am Montag haben sie wegen eines Feiertags geschlossen.
     
  • SCHULDENTRAGFÄHIGKEIT: Die Staatsverschuldung wird mit dem Hilfsprogramm deutlich steigen. Sie soll bis zum Ende des Jahrzehnts auf 100 Prozent der Wirtschaftsleistung begrenzt werden.
     
  • STEUERN: Die niedrige Steuer für Unternehmen steigt. Statt bisher 10 Prozent werden künftig 12,5 Prozent fällig. Auch auf Kapitaleinkünfte gibt es höhere Abgaben.
     
  • SCHRUMPFKUR FÜR DEN BANKENSEKTOR: Der aufgeblähte Bankensektor soll auf Normalmass schrumpfen. Bis 2018 soll er im Verhältnis zur Wirtschaftskraft des Landes das Durchschnittsniveau der EU erreichen.
     
  • SPAREN: Zyperns Regierung muss weniger ausgeben. Der Inselstaat soll Ausgaben in Höhe von 4,5 Prozent seiner Wirtschaftsleistung einsparen.
     
  • KAMPF GEGEN GELDWÄSCHE: Ein strenges Vorgehen Nikosias gegen Geldwäsche war eine Bedingung für das Hilfspaket. Zypern lässt die Massnahmen unabhängig überprüfen.

(vst/sda)