Die Corona-Krise und der Lockdown schlagen massiv auf die Schweizer Konjunktur durch. Das zeigt sich im monatlich veröffentlichten Barometer der Konjunkturforscher der ETH Zürich. Das Stimmungsbild ist im April regelrecht eingebrochen.

Das KOF-Barometer fiel im Vergleich zum Vormonat um 28,2 auf 63,5 Zähler, wie die Konjunkturforschungsstelle der ETH (KOF) am Donnerstag schreibt. So einen starken Einbruch gab es noch nie. Zum Vergleich: Im Februar 2015 etwa, nach Aufhebung des Frankenmindestkurses, sank das Barometer um lediglich 10,0 Punkte. Seinerzeit lagen die Tiefstwerte bei knapp 87 Punkten.

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«Die Schweizer Wirtschaft ist im Krisenmodus», resümieren die KOF-Ökonomen. Noch tiefer als heute lag das Barometer nur in den ersten drei Monaten des Jahres 2009 während der Finanzkrise.

Verarbeitendes Gewerbe und Dienstleister

Zudem trifft der Einbruch sehr viele Branchen. «Fast alle» Indikatorengruppen des Barometers wiesen stark nach unten, hiess es weiter. Am härtesten habe es das verarbeitende Gewerbe und die übrigen Dienstleister erwischt.

Im verarbeitenden Gewerbe haben sich die Perspektiven jedoch je nach Branche unterschiedlich entwickelt. Besonders stark verschlechtert hätten sich diese für den Bereich «Holz, Glas, Steine und Erden», den Metallbereich, die Elektroindustrie sowie das sonstige verarbeitende Gewerbe.

Chemie und Pharma stehen besser da

Dagegen lägen die Indikatoren in den Bereichen Chemie, Pharma, Kunststoffe sowie Textil und Bekleidung nur vergleichsweise leicht im Minus. Im Bereich Nahrungs- und Genussmittel seien die Perspektiven sogar leicht günstiger geworden.

Das KOF-Konjunkturbarometer ist ein Frühindikator für die Entwicklung der Schweizer Konjunktur. Es handelt sich um einen Sammelindikator, der sich aus einer Vielzahl von Einzelindikatoren zusammensetzt. Diese werden über statistisch ermittelte Gewichte zu einem Gesamtindikator zusammengefasst.

Sorgen bei Schweizer Finanzchefs lassen nach

Ein etwas anderes Bild zeigt eine Umfrage der Finanzchefs der grössten Schweizer Unternehmen. Zwar ist knapp die Hälfte der CFOs sehr besorgt über die Auswirkungen der Corona-Pandemie – vor einem Monat waren es allerdings noch zwei Drittel. Nichtsdestotrotz erwarten 80 Prozent Umsatz- beziehungsweise Gewinneinbussen in diesem Jahr.

Die Folge: Kosteneinsparungen planen 70 Prozent der Manager, 57 Prozent stellen geplante Investitionen zurück. Nur 13 Prozent der Befragten erwägen überhaupt keine finanziellen Massnahmen in ihrem Unternehmen. Auch scheinen die CFOs wieder mehr hinsichtlich möglicher M&A-Aktivitäten zu planen.

Wenig Hoffnung auf rasche Besserung

Auf eine rasche Erholung von der Krise innerhalb der nächsten drei Monate hoffen jedoch die wenigsten. Seit der ersten Befragung vor einem Monat sind sie sehr viel pessimistischer geworden.

Das Beratungsunternehmen PwC befragt seit Ausbruch der Pandemie Finanzchefs von hunderten Unternehmen weltweit. Demnach sind neben den Schweizern auch deutsche und dänische CFOs weniger besorgt als in anderen Ländern.

(mlo, mit Material von awp)