Angesichts der neuen Einschränkungen zur Bekämpfung der Coronapandemie rechnet der Schweizerische Arbeitgeberverband (SAV) mit einem weiteren Stellenabbau in mehreren Branchen. Besonders betroffen dürften Gastronomie, MEM-Industrie sowie Teile des Gross- und Detailhandels sein.

«Prekär geht es im Maschinenbau und im Tourismus zu», sagte SAV-Chefökonom Simon Wey am Donnerstag in einer Online-Medienkonferenz zur Vorstellung des neuen Beschäftigungsbarometers des Arbeitgeberverbands. Der Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie (MEM) sei von der Coronakrise zu einem Zeitpunkt getroffen worden, als sie bereits mit einem starken Franken und einem empfindlichen Nachfragerückgang aus der EU, den USA und China zu kämpfen gehabt habe.

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«Situation weiter eintrüben»

Insgesamt sei der Schweizer Arbeitmarkt «in einer fragilen Verfassung», so der Verband. Trotz der Erholung im Sommer blieben die Beschäftigungsaussichten verhalten bis schlecht. «Die neuen Unsicherheiten als Folge der wieder restriktiveren Schutzmassnahmen sowie erneuter Lockdowns in wichtigen Absatzmärkten dürfte die Situation weiter eintrüben.» 

Im bereits von der ersten Welle hart getroffenen Gastgewerbe drohten erneut Firmenkonkurse und Stellenverluste. «Die Gefahr besteht, dass wichtige Teile der Infrastruktur verloren gehen», heisst es im Bericht.

Auch im Bau sind die Aussichten nicht rosig: Während die Geschäftslage in den meisten Unterbranchen des Baugewerbes wieder leicht positiv seien, bleibe die Beschäftigung im negativen Bereich, stellt der SAV fest.

200'000 Arbeitslose befürchtet

Beim Grosshandel ist die Lage gemischt. Während einzelne Bereiche wie etwa der Grosshandel mit Spielwaren profitiert hätten, sieht es in anderen Bereichen düster aus: «Geht die Nachfrage nach Produkten in Branchen wie der Gastronomie und Beherbergung oder auch der MEM-Industrie aufgrund von verschärften Corona-Massnahmen zurück, bleibt auch der Grosshandel davon nicht verschont.»

Und beim Detailhandel schlagen die neuen Schliessungen von Läden des nicht täglichen Bedarfs durch, auch wenn die Einschränkungen nicht so umfassend sind wie in der ersten Welle im Frühling.

Das Ausmass der Stellenabbauwelle sei aber wegen der grossen Unsicherheiten nicht zu beziffern, sagte SAV-Chefökonom Wey. SAV-Präsident Valentin Vogt rechnet mit einem Anstieg der Arbeitslosigkeit auf über 200'000 Betroffene.

Wenn die Substanz fehlt

Ende Dezember waren bei den Regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) 163'545 Personen eingeschrieben, wie das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) vergangene Woche bekannt gegeben hatte. Das sind satte 40 Prozent mehr als im Jahr davor. Die Arbeitslosenquote stieg Ende Jahr auf 3,5 Prozent. Im Dezember 2019 – also in der Vor-Corona-Zeit – hatte sie noch bei sehr tiefen 2,5 Prozent gelegen.

«Gewisse Unternehmen werden Leute entlassen müssen, weil die Substanz fehlt», sagte Vogt. Zudem werden die Unternehmen viel weniger Leute einstellen. Die Einstellungsstopps dürften sich stärker auswirken als die Entlassungen. Der Arbeitgeberpräsident hofft auf die Impfungen. Nur diese würden Normalität und Stabilität zurückbringen.

(sda — rap)