Der Republikaner kündigte am Donnerstag an, ab 1. September Sonderzölle auch auf bisher davon verschonte chinesische Waren im Volumen von 300 Milliarden Dollar verhängen zu wollen. Dies könnte Handys, Laptops, Spielzeug und Schuhe treffen. Statt der bereits dafür angedrohten Abgaben von 25 Prozent brachte Trump auf Twitter zunächst zehn Prozent ins Gespräch. Diese könnten aber schrittweise erhöht werden und auch 25 Prozent übersteigen, sagte er später vor Journalisten. Der chinesische Präsident Xi Jinping bewege sich bei den Handelsgesprächen nicht schnell genug.

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An den US-Börsen drehten der Dow-Jones-Index der Standardwerte, der S&P 500 und die Technologie-Börse Nasdaq nach Trumps Ankündigung ins Minus. Der Dow schloss mit einem Abschlag von gut einem Prozent. Die Ölpreise gaben sogar rund sechs Prozent nach. Gefragt waren dagegen US-Staatsanleihen und Gold, die in Krisenzeiten überdurchschnittlich viel gekauft werden. Am Freitag fällt auch die japanische Börse deutlich, der Franken steigt auf ein neues Zwei-Jahres-Hoch zum Euro.

Trump liess kein Zweifel daran, dass er Xi unter Druck setzen will. Die USA würden China solange besteuern, bis eine Einigung im Handelsstreit erzielt sei. Trump reagierte mit den ersten Tweets zu seinen Zollplänen nach Angaben des Präsidialamtes direkt auf ein Treffen, bei dem ihn der US-Handelsbeauftragte Robert Lighthizer und Finanzminister Steven Mnuchin über die jüngsten Gespräche in Shanghai unterrichtet hatten. Dort waren am Mittwoch die erst zuletzt wieder aufgenommenen Verhandlungen mit China ohne erkennbare Fortschritte zu Ende gegangen.

Die beiden grössten Wirtschaftsmächte haben sich bereits gegenseitig mit milliardenschweren Zöllen überzogen, was die Weltwirtschaft bremst. Trump wirft China Dumpingpreise, Technologieklau und andere unfaire Handelspraktiken vor. Die Volksrepublik weist die Anschuldigungen zurück. Die Regierung in Peking kritisiert ihrerseits geschäftliche Beschränkungen für chinesische Konzerne in den USA - etwa für den Netzwerkausrüster Huawei, gegen den die Regierung in Washington Sicherheitsbedenken vorbringt.

Der US-Präsident kritisierte, die Chinesen hätten ihre Zusage aus früheren Gesprächen nicht eingehalten, mehr US-Agrarprodukte zu kaufen. In einer Reihe von Tweets ging Trump Xi auch persönlich an. Er warf ihm vor, zu wenig gegen chinesische Exporte des Opioids Fentanyl in die USA getan zu haben. In den USA ist die Zahl der Todesfälle durch Überdosen des Schmerzmittels stark gestiegen.

Die Handelsgespräche mit China gingen weiter, erklärte Trump zugleich. «Wir freuen uns darauf, den positiven Dialog mit China über eine umfassende Handelsvereinbarung fortzusetzen.» Er habe das Gefühl, dass beide Länder eine glänzende gemeinsame Zukunft hätten.

Verfehlte Strategie?

Einzelhandelsverbände liefen Sturm gegen Trumps Pläne. Die Vereinigung, in der Riesen wie Walmart und Amazon vertreten sind, sprach von einer verfehlten Strategie, die schon jetzt das Wirtschaftswachstum bremse, für Unsicherheit sorge und vor Investitionen zurückschrecken lasse. Ein anderer grosser Verband warnte vor steigenden Preisen für Kleidung, Spielzeug, Haushaltswaren und Elektronik.

Neue Zölle könnten nach Einschätzung von Experten die US-Notenbank Fed unter Druck setzen, die Zinsen weiter zu senken. Trump fordert bereits lautstark niedrigere Zinsen, die die Wirtschaft ankurbeln. Die laut Gesetz vom Präsidenten unabhängige Zentralbank hatte den Schlüsselsatz erst am Mittwoch erstmals seit der Finanzkrise von 2008 wieder gesenkt.

(reuters/dhü)