Die Wahrscheinlichkeit einer Rezession liege bei 25 Prozent: Das sagt Martin Eichler, der Chefökonom von BAK Economics auf der Prognosetagung des Wirtschaftsinstituts. Das Risiko ist also hoch, die Zahl bedeutet, dass schon der kleinste Auslöser die Wirtschaft in die Krise stürzen könnten.

Welche Auslöser könnten das sein? Die grösste Gefahr geht vom seit Monaten schwelenden Handelskonflikt zwischen den USA und China aus. Insbesondere falls dieser auf Europa ausgeweitet würde, wäre die Schweizer Wirtschaft direkt betroffen. Bisher sind die Strafzölle, mit denen sich die USA und China gegenseitig überziehen, nur indirekt in der Schweiz zu spüren. Denn es ist vor allem die grosse Unsicherheit, welche die Konjunktur seit Monaten dämpft.

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Seit der letzten Rezession sind zehn Jahre vergangen. Nach der Erfahrung dauert ein Konjunkturzyklus etwa vier bis acht Jahre. Demnach könnte eine Rezession überfällig sein. Doch die Zeiten haben sich geändert: «Während Rezessionen früher häufiger waren, sind sie heute schwerer», sagt Martin Eichler. Ausgelöst werden sie durch unvorhersehbare Schocks – häufig im Finanzsektor –, daher sei die Prognose auch so schwierig.

Risiko Arbeitsmarkt

Zum grössten Risiko für eine Rezession – dem Handelskrieg – kommt ein bisher wenig beachteter Faktor hinzu: Ein solcher Schock könnte nämlich auch vom Arbeitsmarkt ausgehen, der in der Schweiz bisher dem Abschwung standhält. Die Arbeitslosenquote ist derzeit auf einem historischen Tiefstand von 2,1 Prozent. Doch die zunehmende Digitalisierung könnte zu unerwarteten Veränderungen auf dem Jobmarkt führen.

Veränderungen der Wirtschaft und der technologische Wandel führen zu mehr Temporär- und Projektarbeit. Das werde den Arbeitsmarkt in Zukunft viel anfälliger für konjunkturelle Schwankungen machen, erklärt Eichler. Und ein solcher Schock könnte eine Rezession auslösen.

Rezession in deutscher Industrie

Bisher hält sich die Beschäftigung aber auch noch in der Industrie, obwohl der Sektor stark unter der schwachen Nachfrage aus dem Ausland leidet. Besonders schwer wiegt die deutliche Abkühlung in Deutschland, wo sich die Industrie seit Mitte des Jahres in einer Rezession befindet. Die deutsche Wirtschaft wächst voraussichtlich nur noch um 0,6 Prozent im Gesamtjahr.

Jüngst senkten die BAK-Ökonomen ihre Prognose sehr deutlich: Sie erwarten, dass die Wirtschaft in diesem Jahr nur noch um 0,7 Prozent wachsen werde, zuvor waren sie von 1,2 Prozent ausgegangen. Auch in den kommenden zwei Jahren rechnen sie mit einem schwachen BIP-Wachstum von jeweils 1,3 Prozent und 1,1 Prozent. Das Basler Institut erwartet vorerst keine Zuspitzung, die konjunkturelle Risiken beobachtet es dennoch sehr genau.