Die US-Notenbank Federal Reserve bekämpft die hartnäckig hohe Inflation mit dem vierten grossen Zinsschritt in Folge. Sie schraubte den Leitzins am Mittwoch erneut um einen Dreiviertel-Prozentpunkt nach oben – auf die neue Spanne von 3,75 bis 4,00 Prozent.

An den Finanzmärkten war damit gerechnet worden. Denn die Währungshüter um Fed-Chef Jerome Powell stehen bei einer Inflationsrate von zuletzt 8,2 Prozent unter Zugzwang.

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Mit diesem Schritt wurde das aggressivste Tempo der geldpolitischen Straffung seit Anfang der 1980er Jahre fortgesetzt. Damals war die Inflation das letzte Mal so hoch. Angesichts gemischter Signale aus der Wirtschaft rätseln Beobachter aber, ob die Zentralbank zum Jahresende eine langsamere Gangart bei den Zinserhöhungen anschlägt oder das Tempo beibehält.

Die Fed lässt sich diesbezüglich nicht festnageln. In der Erklärung vom Mittwoch wurde eine Änderung der Politik allerdings angedeutet, indem es hiess, dass die Fed bei ihren Entscheiden «die kumulative Straffung der Geldpolitik, die Verzögerungen, mit denen sich die Geldpolitik auf die Wirtschaftstätigkeit und die Inflation auswirkt, sowie die wirtschaftlichen und finanziellen Entwicklungen berücksichtigen wird».

Vor dem Zinsentscheid überraschten die USA mit einem starken Jobwachstum. Im Privatsektor entstanden 239'000 Jobs im Oktober – weitaus mehr als erwartet. Der hohe Anstieg der Zahl der offenen Stellen in den USA im September hatte die Wall Street bereits am Vortag ins Minus gezogen.

Schweizer Börse im Plus

Auch am Devisenmarkt zeigte der Dollar etwas Schwäche, nachdem er in den letzten Monaten Muskeln aufgebaut hatte. Unsicher zeigten sich Börsianer unterdessen mit Blick auf China. Am Vortag in den sozialen Medien aufgetauchte Spekulationen über eine Lockerung der strengen Corona-Regeln im kommenden Frühjahr trieben erneut die Kurse an den chinesischen Börsen an.

«Wir glauben, dass China seine Covid-Beschränkungen bald feiner abstimmen könnte, mit einem gezielteren Ansatz, weniger restriktiven Quarantänevorschriften und einer ausgewogeneren Bewertung des Virus», konstatierten die Analysten der US-Bank Morgan Stanley. Auch Chinas Zentralbankchef Yi Gang sagte auf an einem Anlass in Hongkong, dass die Reform- und Öffnungspolitik des Landes fortgesetzt werde. Allerdings verhängten die Behörden neue Corona-Sperren in einem chinesischen Industriepark, in dem sich ein wichtiges Werk des Apple-Zulieferers Foxconn befindet.

Die Schweizer Börse hat sich am Mittwoch dank ihrer vergleichsweise defensiven Ausrichtung vom Abwärtstrend anderer wichtiger Aktienmärkte abgekoppelt. Der Leitindex SMI stieg um 0,2 Prozent auf 10'808 Punkte. Der Dax in Frankfurt und der EuroStoxx50 dagegen gaben 0,4 und 0,7 Prozent nach.

Die Anleger griffen zu den Anteilen der Indexschwergewichte, deren Geschäft als vergleichsweise krisenfest gilt. Die Pharma-Riesen Roche und Novartis gewannen ebenso an Wert wie der Lebensmittel-Weltmarktführer Nestlé.

(reuters/ise)