Mercedes hatte in der Vergangenheit im Kompaktsegment wenig Glück. Die bisherige A-Klasse erreichte zwar respektable Stückzahlen, doch wirklich Geld verdienen liess sich mit ihr nicht. Zudem schreckte der kleinste Mercedes die jüngere Kundschaft. «Zu bieder» hiess es. Das soll ab Herbst 2012 alles anders werden.

«A wie Angriff» – mit diesen martialischen Worten stellte Mercedes-Chef Dieter Zetsche die neue A-Generation auf dem Automobilsalon in Genf vor. Dass sich ausgerechnet die Nobelmarke, welche sich früher in diskreter Zurückhaltung geübt hatte, in die kriegerischen Niederungen des globalen Automobilmarkts begibt, zeigt, wie grundlegend sich die Lage in den letzten zehn Jahren geändert hat.

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Vorbei sind die Zeiten, als ein Auto allein des Sterns auf der Motorhaube wegen gekauft wurde. Dies gilt bestenfalls noch für das Segment der prestigeträchtigen Limousinen, also für die E- und S-Klasse. Aber davon allein kann Mercedes nicht mehr leben. In den letzten Jahren haben die Konkurrenten BMW und Audi nicht nur aufgeschlossen, sondern Mercedes überholt. Erschlossen haben sie neue Marktsegmente. Auf der Qualitätsebene steht Mercedes zwar noch auf Augenhöhe mit seiner deutschen Konkurrenz. Auf Grund der Zahl der verkauften Autos sind BMW und Audi in einzelnen Fahrzeugklassen am Stern jedoch vorbeigezogen.

Ein Grund dafür ist der Umstand, dass das grosse Wachstum in den letzten Jahren im Bereich kleinerer Autos stattgefunden hat, nicht am oberen Ende, wo Mercedes früher – und auch heute noch – seine Trümpfe ausspielt und gutes Geld verdient. Im Kompaktsegment hatten BMW und Audi bisher eine glücklichere Hand, vor allem wenn es um das Wecken von Emotionen oder um das Anziehen neuer Käufer ging. Mit dem Audi A3, dessen aktuelle Generation wie die neue A-Klasse in Genf präsentiert wurde, aber auch mit dem Kleinwagen A1 wäre Audi der bisherigen A-Klasse weit davongefahren.

Zwar konnte der kleine Mercedes stückzahlmässig mit seinen Konkurrenten mithalten, doch wegen der eingesetzten Technik und des Designs ist die Marke mit den vier Ringen wesentlich präsenter als Mercedes. Dasselbe lässt sich von den kleinen BMW aus der Einer-Reihe sagen, deren Stellung zudem noch von der zur BMW Group gehörenden Marke Mini gestützt wird.

Stark abflachender Enthusiasmus für Elektrofahrzeuge

In Genf aber hat Mercedes gezeigt, wie der Konzern reagieren will. Der A-Klasse wurde ein völlig frisches Design verpasst, die Front des Wagens komplett überarbeitet. Die Karosserie fällt nicht mehr in Verlängerung der Frontscheibe nach vorne ab, sondern mündet in eine leicht gewölbte Motorhaube – wie bei einem richtigen Auto eben und nicht wie bei einem «Poschtiwägeli».

Auch die gesamte Fahrzeugarchitektur wurde nach neuen Gesichtspunkten gestaltet. Beispielsweise fällt der doppelte Boden der bisherigen A-Klasse weg. Diese Konstruktion war vor gut 15 Jahren im Hinblick auf einen Stauraum für die Batterien eines Elektro-Mercedes eingeführt worden. Dass sie jetzt aufgegeben wurde, sagt viel über den sich stark abflachenden Enthusiasmus für Elektrofahrzeuge aus.

Dank der neuen Bauweise ist ein grösserer Innenraum nicht zuletzt in der Höhe entstanden, was den Insassen ein Gefühl von Grosszügigkeit in einem kompakten Fahrzeug verschafft. In Sachen Komfort, aber auch was technische Ausstattung betrifft, ist die A-Klasse Ausgabe 2012 schon in der Basisversion gut versorgt.

Das Ziel mit der A-Klasse heisst, nicht Visionen nachzujagen, sondern Wachstum zu generieren und höhere Aufmerksamkeit bei allen Käuferschichten zu erreichen. Die Konkurrenz allerdings schläft nicht, wie Genf deutlich zeigte. Ab September 2012 wird sich herausstellen, ob die Neuausrichtung Erfolg hat und auch die Preise – sie sollen bei rund 26000 Franken beginnen – bei den Kunden auf Gegenliebe stossen.

Die A-Klasse wird es neben der Basisausstattung mit den Linien «Urban», «Style» und «AMG Sport» geben. Preis: ab 26'000 Franken.