New York, der Stadt, in der Menschen aus aller Welt miteinander leben und bis zu 800 Sprachen gesprochen werden, hat auch mich nicht kalt gelassen. Immer wieder ertappe ich mich dabei, wie sich in mein feines Schul-Englisch ein bisschen Indisch, Spanisch, Persisch oder gar Französisch mischt, je nachdem, mit welchem Kassierer in welchem Deli ich gerade spreche. Allerdings: Das Problem beschränkt sich nicht auf die US-Metropole.

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Genauso geht es mir im Deutschen. Durch meinen rheinischen Akzent, der sich mit denen von Freunden und Bekannten aus den verschiedensten Regionen in Deutschland vermischt, haben die Wörter die ich sage kaum noch etwas mit denen zu tun, die eigentlich im Duden stehen. Aus «Mädchen» mache ich «Medchen», aus «irgendwie» wird meist «örgendwie». Mit dem lupenreinen Hochdeutsch aus Hannover hat meine Aussprache jedenfalls nur wenig gemein. Das kann dramatische Folgen haben. Ob bei Bewerbungsgesprächen, geschäftlichen Terminen oder Präsentationen: Menschen, die klar sprechen, eine schön klingende Stimme haben und eine aufrechte Körperhaltung, wirken überzeugender, seriöser und sympatischer. Körpersprache, Ausdruck und Klang der Stimme machen angeblich 80 Prozent der Gesamtwirkung auf den Gegenüber aus. Es geht also weniger darum, WAS, sondern vor allem, WIE wir es sagen. Und es geht um Alles.

Verbesserung der Artikulation mit einer App

Deshalb würde ich an diesem kleinen Manko gerne arbeiten. Die App «besser sprechen» soll mir dabei helfen. Das Programm (3 Franken für iPhone/iPad) versorgt Sprachdilettanten wie mich in der Basisversion nach einer kurzen Einleitung und einer Aufwärmübung mit zehn Übungen zu den verschiedensten Bereichen. Körperhaltung, Stimme, Atmung, Artikulation, Vokale sowie Tipps für Präsentationen: «Besser sprechen» verpasst mir das Rundumprogramm.

Und weil es hier um eine wichtige Mission geht, steht mir James Bond zur Seite. Naja, nicht ganz. Aber immerhin die deutsche Synchronstimme des Superagenten, Dietmar Wunder (der nebenbei auch Adam Sandler seine deutsche Stimme leiht). Der deutsche 007 muss es also wissen. In bestem Deutsch beschreibt er übliche Sprachfehler und gibt Möglichkeiten, Hinweise und Tipps, wie man sie verbessern kann. Fotos unterstützen die Erklärungen visuell. Um wirklich BESSER zu sprechen, muss man natürlich trotzdem weitere Missionen, äh, Übungspakete kaufen. Möchte man zum Sprachgenie mutieren, bieten Bundles die volle Sprechübungsdröhnung. Neun Pakete gibt es für 10 Franken, fünf weitere kosten 5 Franken. Das ist teuer, aber immer noch deutlich billiger als ein Logopäde. Wenn es denn hilft...doch tut es das wirklich?

Belohnt wird, wer tüchtig ist

Zunächst merke ich dank «besser sprechen», wie schlecht ich tatsächlich spreche. Wie schwierig es beispielsweise ist, das Wort «Ich» richtig auszusprechen, war mir bis eben gar nicht klar. Allein der Wortlaut «ch» erfordert eine komplette Lektion, bis er wieder einigermassen sitzt. Plötzlich widme ich allen Wörtern, die den Laut enthalten, besonders viel Aufmerksamkeit und ertappe mich sogar dabei, wie ich währenddessen aufrechter sitze. Ein bisschen, als würde ich die jahrelange Vernachlässigung wieder gutmachen wollen.

Zugegeben: Während ich die Übungen ausführe, komme ich mir vor wie in einer Theater-AG - auf dem Stuhl sitzen und laut Motorrad fahren oder das imaginäre Essen laut und brummend verspeisen. Übungen, die Schauspielerschülern vermutlich nicht fremd sind, bei mir aber vor allem Schamgefühl auslösen. Im Büro breche ich die Übungen nach wenigen Versuchen und ein paar schiefen Blicken der Kollegen ab und entscheide, das Sprachtraining auf den Feierabend zu beschränken. Aber ich ahne: Bleibt man kontinuierlich am Ball und absolviert die Übungen zuverlässig tritt tatsächlich Besserung ein.

Bessere Präsentationen und mehr Selbstbewusstsein

Langfristig, so verspricht die App, soll die verbesserte Sprache und das grössere Sprach-Bewusstsein auch zu einem Selbstbewusstseins-Schub verhelfen. Präsentationen oder geschäftliche Verhandlungen sollen so künftig viel leichter über die Lippen kommen. Einziger Wermutstropfen ist das, nun ja, zweckmässig ausgerichtete Design. Aber wen interessiert schon die Optik, wenn man dafür in Zukunft an der Bar ganz lässig, wie James Bond, einen Martini bestellen kann -  das ist übrigens auch eine der Übungen.

Dieser Artikel erschien zuerst auf Bold Economy – das umfassende Nachrichtenportal zur digitalen Revolution.