«Für das Wort Karrieremann wurden in unserer Datenbank noch keine Synonyme hinterlegt.»

Autsch. Klatsche. Denn ich habe ja die Frechheit besessen, die Bedeutung des Wörtchens «Karrieremann» zu googeln. Liegt komisch auf der Zunge, der Begriff. Und man hört ihn auch nicht wirklich oft. Die Suchmaschine fand vor allem in Foren von Dating-Portalen Ergebnisse. Hier tauschen Frauen sich aus, wie sie einen Mann angeln können, der sie mit auf Geschäftsreise nimmt. Dazu muss ich wohl nichts mehr sagen.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Treten wir zum Gegenbeispiel an: Das Wörtchen «Karrierefrau» liefert deutlich mehr Treffer, die ersten landen bei Spiegel Online, Freundin, Welt.de – und dann kommt schon der Duden. Denn für die Karrierefrau hat er eine Definition parat: «Frau, die dabei ist, Karriere zu machen, bzw. die eine wichtige berufliche Stellung errungen hat.» Das klingt schön. Wäre da nicht der Zusatz: «(oft abwertend) Frau, die ohne Rücksicht auf ihr Privatleben, ihre Familie ihren Aufstieg erkämpft [hat]».

Männer, die Karriere machen, sind cool

Meine kurze Google-Recherche ist symptomatisch für unser Problem: Bei Männern ist es cool, wenn sie Karriere machen. Sie sind dann «Unternehmer», «ehrgeizig», «Professionelle». Das schliesst nicht aus, dass sie auch Familie haben, im Gegenteil. Karrierefrauen hingegen tragen ein graues Jacket mit knielangem Rock, die Haare sind im Nacken zusammengesteckt, gern Brille, dezenter Lippenstift – und über 60. Kinder? Naaa. Die wurden «geopfert». Ehemann? Vermutlich weggelaufen, weil er es mit so einer Schnepfe gar nicht ausgehalten hat.

Mich macht das wahnsinnig wütend. Mich macht aber auch wütend, dass ich selbst dieses Denken schon teilweise übernommen habe. Auch ich frage meine Gesprächspartnerinnen im Interview, ob sie Kinder haben und wie um Himmels Willen sie das hinbekommen. Oder ich nicke verständnisvoll, wenn sie erklären, dass das einfach nicht drin war.

Mit 17 habe ich an einem einwöchigen Workshop für junge aufstrebende Frauen teilgenommen. Ich durfte mit dem ICE nach Berlin fahren, habe in einem schönen Haus gewohnt, 19 weitere, spannende Mädchen getroffen und tolle Seminare besucht. Und wir haben interessante und erfolgreiche Frauen kennen gelernt. Am meisten beeindruckt hat mich eine aus der Wirtschaft, die sagte: «Mädels, wenn ihr Karriere machen und trotzdem Familie haben wollt, dann sucht euch einen Mann, der euch unterstützt. Sonst könnt ihr das vergessen.»

Die Frau an seiner Seite akzeptiert und unterstützt

Und das ist der Knackpunkt. Es gibt keine «Karrieremänner», weil von vorn herein vorausgesetzt wird, dass Männer Höheres anstreben, dass sie eben Karriere machen wollen. Da fehlt auch der negative Beisatz im Duden. Da ist das normal. Ebenso normal ist, dass die Frau an seiner Seite das akzeptiert und mitträgt. Wenn nun aber die Frau nach oben will, dann ist sie eine Karrierefrau, die über Leichen geht.

In meinem Gespräch über Erfolgstipps für Frauen mit Barbara Schneider sagte sie irgendwann: «Sie fragen ja gar nicht, woran Frauenkarrieren scheitern.» Da hatte sie mich ertappt: Ich habe aufgehört, das zu fragen. Sie gab mir die Antwort trotzdem, denn sie ist furchtbar einfach und furchtbar kurz: «Frauenkarrieren scheitern an Männern, Kindern und an ihnen selbst.»

Kehrtwende in Sicht?

Und woran scheitern Männerkarrieren? An Männern. Bisher. Denn auch wenn man noch nicht unbedingt von einem Trend sprechen kann: Auch Väter wollen für ihre Kinder da sein. 2012 haben zwar nur zwei Prozent aller Väter (und 26,2 Prozent der Mütter) Elternzeit genommen, aber das ist schon deutlich mehr als zwei Jahre vorher. Personaler berichten, dass junge Berufseinsteiger sich schon im Vorstellungsgespräch nach den Ausstiegsmöglichkeiten zur Elternzeit erkundigen. Und spätestens seit SPD-Chef Sigmar Gabriel medienwirksam verlautbaren hat lassen, dass er sein Mariechen jetzt einmal in der Woche von der Kita abholen will, ist der Begriff des «Karrierepapa»ƒ geboren worden. Und damit steht er nicht alleine da. Dass Väter sich gleichberechtigt um ihre Kinder kümmern, Krankheitstage nehmen und eine Auszeit, ist längst nicht mehr so selten. Und wer weiss, vielleicht setzt sich der Begriff des Karrieremann dann auch irgendwann durch.

Ich hoffe denke, dass hier in den nächsten zehn Jahren einiges passieren wird. Und so lange können wir Karrierefrauen uns freuen, dass man doch ein bisschen Angst vor uns hat – denn sonst müsste man uns nicht so anfeinden.

 

Dieser Artikel erschien zuerst auf Bizzmiss – das Business-Magazin für Frauen mit den Schwerpunkten Karriere und Work-Life-Balance.