Nach dem Nein zur Pro-Service-public-Initiative will die Linke die Managerlöhne bei den bundesnahen Betrieben kürzen. Das dürfte Folgen für die Rekrutierung haben: Statt auf erfahrene Manager müssten die Unternehmen dann auf Nachwuchstalente setzen, sagen Headhunter.

Die Wettbewerbsfähigkeit gegenüber anderen Unternehmen ist laut Guido Schilling, Chef der gleichnamigen Headhunterfirma, zentral. «Wenn die Löhne reglementiert werden und nicht mehr marktgerecht sind, können die Unternehmen nicht mehr die Besten für sich gewinnen», sagt Schilling.

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Interne Kaderentwicklung

Das heisst: Statt Manager, die sich in einer ähnlichen Position bereits bewährt haben, müssten Post, Swisscom und Co. auf weniger erfahrene Personen zurückgreifen. Damit gingen die Unternehmen ein grösseres Risiko ein, sagt Schilling.

Kleiner ist dieses Risiko, wenn das Unternehmen die Nachwuchskraft bereits kennt. Die bundesnahen Betriebe setzten heute bereits stark auf die interne Kaderentwicklung, sagt Schilling. Punktuell seien aber auch sie auf Verstärkung von aussen angewiesen.

Grosse Konkurrenz

Ob die Unternehmen dann wettbewerbsfähig sind, hängt davon ab, ob sie konkurrenzfähige Löhne bieten. Die Initianten der Initiative «Pro Service public» forderten, dass Manager der bundesnahen Betriebe nicht mehr verdienen sollten als Bundesräte, nämlich 475'000 Franken im Jahr. Die Initiative scheiterte zwar an der Urne. Gewerkschafter und SP-Nationalrat Corrado Pardini kündigte aber bereits einen entsprechenden Vorstoss zur Lohndeckelung an.

Würden die Betriebe einen jährlichen Lohn von einer halben Million Franken bieten, wäre die Konkurrenz durch andere Arbeitgeber gross, sagt Urs Klingler, Chef der Salärberatungsfirma Klingler Consultants. «Es gibt bereits heute viele Manager in der Schweiz, die so viel wie ein Bundesrat verdienen», sagt Klingler.

Interne Lohnstruktur entscheidend

Als Beispiele nennt Klingler Geschäftsführer in mittleren Krankenkassen, kleinen Banken und Pharmabetrieben - also Firmen mit weniger Mitarbeitern und damit Verantwortung als Swisscom, Post und SBB. Für den Chefposten würde man zwar immer jemanden finden, «aber die Frage ist, ob das Resultat gleich gut ist.»

«Grundsätzlich ist der Lohn ein Faktor von vielen», sagt Helmut Zimmerli, Headhunter bei der Personalrekrutierungsfirma MPB Executive Search. Auch er bezeichnet den Wettbewerb innerhalb der Branche als wichtigen Faktor. Die Auswirkungen einer Lohndeckelung hingen aber auch von der Lohnstruktur innerhalb des Unternehmens ab.

Lohnobergrenze bei Kantonalbank

Die These, Unternehmen mit Lohndeckel müssten auf Manager mit weniger Erfahrung zurückgreifen, scheint das Beispiel der Aargauer Kantonalbank (AKB) zu untermauern. Im vergangenen Jahr hatte das Aargauer Kantonsparlament beschlossen, den Lohn des AKB-Chefs zu begrenzen. Dieser darf höchstens doppelt so viel verdienen wie ein Regierungsrat - also rund 600'000 Franken.

Zum Vergleich: Der amtierende Direktionspräsident Rudolf Dellenbach verdiente 2014 brutto 930'000 Franken. Der Chef der Neuen Aargauer Bank (NAB), der direkten Konkurrenz der Kantonalbank, verdiente 1,05 Millionen Franken. Als Nachfolger für Dellenbach, der altersbedingt abtritt, wurde Post-Finanzchef Pascal Koradi ernannt. Dieser hat zwar bereits bei der AKB-Konkurrentin NAB gearbeitet. Erfahrungen als Banken-Chef bringt er aber keine mit.

Willkürliche Zahl

Eine Deckelung der Cheflöhne an sich sei nicht neu, sagt Stephan Hostettler, Chef der Beratungsfirma HCM International. Neu sei aber, dass dafür eine willkürliche Zahl bestimmt werde soll. Der Lohn müsse an die Branche und dem Unternehmen angepasst werden. Die Bevölkerung wünsche sich zwar eine Lohnobergrenze, eine Einigkeit über deren Höhe gäbe es aber nicht, sagt Hostettler mit einem Verweis auf eine Umfrage von Demoscope im Auftrag von HCM.

71 Prozent der Befragten sind für die Einführung eines Lohndeckels. Die Vorstellungen darüber reichen aber von 10'000 bis zu 50 Millionen Franken. Vergleiche von Löhnen bei Firmen und der Regierung sind laut Hostettler problematisch. Zudem würden häufig Birnen und Äpfel verglichen: Beispielsweise blieben oft umfassende Vorsorgeleistungen unberücksichtigt.

(sda/cfr)