Plötzlich ging alles ganz schnell: Eigentlich war mit der Präsentation des neuen CEO bei Lafarge-Holcim erst im Sommer gerechnet worden. Doch bereits einen Monat nach dem Abgang von Eric Olsen kann VR-Präsident Beat Hess den bisherigen Sika-Chef Jan Jenisch als künftigen CEO verkünden.

Jenisch, so hört man, wurde vom Board des weltgrössten Zementherstellers bereits seit längerem beobachtet und war der oberste Name auf der Kandidatenliste für den CEO-Posten. Bei Sika hat er einen starken Track Record: Den Aktienkurs hat er in seinen fünf Jahren als Chef verdreifacht, den Umsatz von 4,6 auf 5,8 Milliarden Franken gesteigert.

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Grössere Aufgabe und höheres Salär

Konkrete Gespräche wurden jedoch erst nach Olsens Abgang geführt. Die Verhandlungen übernahm Hess zum grössten Teil persönlich, den Rest das Nomination Committee unter der Leitung des ägyptischen Grossaktionärs Nassef Sawiris. Dieser hatte Jenisch letzten Dezember bei einem Investorentreffen in den USA schätzen gelernt und war seither Fürsprecher für eine Verpflichtung des gebürtigen Deutschen. Die beiden Seiten sollen sich sehr schnell einig geworden sein.

Kein Wunder, denn für Jenisch ergibt der Wechsel Sinn. Zum einen, weil Lafarge-Holcim etwa fünfmal grösser ist als Sika. Zum zweiten, weil er dort mit einem deutlich höheren Salär rechnen darf: Bei Sika wurde er mit 3,8 Millionen Franken kompensiert, sein Vorgänger bei Lafarge-Holcim kassierte 9 Millionen. Zum dritten hat Jenisch bei Sika trotz aller Erfolge keine Zukunft. Spätestens 2018 dürfte das Bundesgericht den Streit entscheiden zwischen der Familie Burkard, die mit 16 Prozent der Aktien 52 Prozent der Stimmen bei Sika kontrolliert und die Firma an die französische Saint-Gobain verkaufen will, und dem Management, das dies verhindern will.

Aus bei Sika dürfte vorprogrammiert sein

Zwar ist Jenisch in dem Konflikt eher Mitläufer als Rädelsführer (das sind primär VR-Präsident Paul Hälg und VR Daniel Sauter). Doch es gilt: mitgefangen, mitgehangen. Entscheidet das Bundesgericht für die Familie, wird Sika verkauft. Für Jenisch, das Management und den VR gibt es dann keinen Platz mehr.

Entscheidet das Gericht für das Management, ist der Verkauf zwar gestoppt. Doch in diesem Fall gilt wieder der Status quo ante, wonach die Familie mit 52 Prozent der Stimmen die Kontrolle über den Konzern hat. Das Management inklusive Jenisch auszutauschen, dürfte dann eine der ersten Handlungen sein. Dass diese Sackgassen-Situation «Teil der Motivation» für Jenischs Wechsel war, bestätigt ein Insider.

«Not for sale»

Für die Rebellen ist der Abgang ein Rückschlag. Die operativen Erfolge des CEO dienen als Begründung, dass Sika alleine besser aufgestellt ist als im Schosse des Konglomerates Saint-Gobain. Und Jenisch ist für die Mitarbeiter Identifikationsfigur: Zur Generalversammlung 2016 bot er alle – auch die im Ausland stationierten – Kaderleute auf, damit sich diese gegen die Verkaufspläne aussprächen. «We are not for sale», lautet der Schlachtruf – nun hat sich der CEO selber verkauft.

Lafarge-Holcim wollte Jenisch am liebsten per sofort verpflichten. Das machte Sika nicht mit. Nun wird Jenisch sein Amt in Zürich Nord per Mitte Oktober antreten. Da Olsen seinen Posten schon Mitte Juli räumt, wird übergangsmässig Beat Hess den Konzern leiten, unterstützt vom neuen COO Roland Köhler. Dass dieser den COO-Posten anschliessend behält, ist nicht vorgesehen. Nachfolger von Jenisch bei Sika wird EMEA-Chef Paul Schuler. Er war bereits 2012 ein Kandidat für den Chefposten, unterlag aber in der internen Ausmarchung gegen Jenisch.