Der russische Einmarsch in die Ukraine hat einen bereits von Zins- und Inflationsängsten geschwächten Markt weiter unter Druck gesetzt. Analysten von Morgan Stanley und Citigroup erwarten wochenlange Risikoaversität an den Weltbörsen. Wie schwer es auch die Schweizer Börse erwischt hat, zeigt sich daran, dass beispielsweise die Aktien der UBS, Credit Suisse oder Swiss Re in den vergangenen vier Wochen je um rund ein Viertel zurückgefallen sind.

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Nur wenige Aktien halten dem Abwärtstrend der vergangenen Tage stand. Im Swiss Market Index (SMI) sind es Swisscom und Givaudan, die im Vier-Wochen-Rückblick positiv performt haben. Im rund 200 Titel umfassenden Swiss Performance Index (SPI) stehen nach Zählung von cash.ch vom Montagnachmittag nur 25 Titel im Plus. 

Swisscom: Defensive Qualitäten

Licht und Schatten: Die Anfang Februar bisher letzten vorgelegten Zahlen des Schweizer Telekom-Marktführers haben wenig Begeisterung ausgelöst. Analysten erwähnten aber die Stabilität der Marktstellung in der Schweiz und Italien, der Bilanz und der Kostensituation als Pluspunkte. 

In der Krise spielen sich einmal mehr die defensiven Qualitäten der Swisscom-Aktie aus. Als viel beschriebener «Obligationenersatz» bleibt Swisscom ein solider Wert. Bezüglich Dividendenrendite (4 Prozent) sind aber auch die - wohl zu stark abgestraften - Versicherer Swiss Re (7,8 Prozent Rendite), Zurich (5,9 Prozent) oder Swiss Life (5,1 Prozent) eine Alternative zu Swisscom. 

Givaudan: Preise gut weitergeben

Seit Jahresbeginn ist der Givaudan-Kurs um 23 Prozent gefallen. Seit der Eskalation der Ukraine-Krise in der zweiten Februarhälfte hat sich der Kursverlauf allerdings stabilisiert. Dies, obwohl steigende Rohstoffpreise den Duftstoffhersteller betreffen dürften. Givaudan gehört aber immerhin zu den Unternehmen, die Preise relativ gut weitergeben können. 

Auch Givaudan spielt defensive Qualitäten aus. Die von Analysten Anfang Februar in Aussicht gestellte Erholung bei der Gewinnentwicklung könnte aber durch neue Rezessions- und Stagflationsängste wieder in Frage gestellt werden. 

Kühne+Nagel: Hohe Margen

Der schweizerisch-deutsche Logistiker profitierte 2021 stark von den hohen Margen in der Luftfracht. Auch von den weltweiten Lieferketten-Problemen profitiert das Unternehmen. Die vergangene Woche vorlegten Jahreszahlen übertrafen die Erwartungen stark. Die Dividende wird wieder angehoben. Dies bietet zunächst gute Aussichten für die Aktie. 

Die stark gesteigerte Profitabilität dürfte Kühne+Nagel aber nicht auf dem Niveau halten können, wie sie die Zahlen für das vergangene Geschäftsjahr belegen. Auf mehrere Jahre hinaus betrachtet dürfte damit der Betriebsgewinn (Ebit) wieder sinken, wie Goldman Sachs kürzlich zur Aktie geschrieben hat. Normalisierten sich die Frachtraten, so die Investmentbank, sei Kühne+Nagel eine teure Aktie. 

Aevis Victoria: Zukauf in London

Der jüngste Kursanstieg des Unternehmens mit dem wohl elegantesten Firmennamen der Schweizer Börse dürfte damit zusammenhängen, dass die Hotel- und Privatspitalgruppe mit dem Kauf des Luxushotels «L'Oscar» in London die Expansion ins Ausland angekündigt hat. Die Performance seit Anfang Jahr beträgt eindrückliche +22 Prozent.

Das Unternehmen ist Betreiberin einiger berühmter Hotels in der Schweiz und so kann man Aevis Victoria im weiteren Sinne als «Reopening Bet» nach Corona einstufen. Prognosen zur kaum von Analysten abgedeckten und wenig gehandelten Aktie zu stellen, ist dennoch schwierig. Auf die Umsatzzahlen vom nächsten Mittwoch darf man gespannt sein.

Meyer Burger: Die Öl-Alternative

Der Ukraine-Krieg hat auf drastische Weise die westliche Abhängigkeit von russischem Öl und Gas ins Rampenlicht gerückt. Die Aktien von Unternehmen, welche die Nutzung alternative Energien vorantreiben, sind seit dem russischen Überfall auf das westliche Nachbarland am 24. Februar teils deutlich gestiegen. 

Der Solartechniker Meyer Burger hat an der Börse von dieser Entwicklung profitiert. Das entscheidende Thema der Firma aus dem Kanton Bern bleibt aber, wie es sich im Markt etablieren kann. Die Konkurrenz aus China ist sehr gross. Der Kurs des heutigen Managements von Meyer Burger hat feurige Befürworter und vehemente Gegner. Einen klaren Rat zur Aktie zu geben ist schwierig: Befolgt man aber den aktuellen Input von Strategen, wegen des Krieges und anderer Unsicherheiten die Risiken zu minimieren, ist Meyer Burger sicherlich nicht das passende Investment. 

Schweizerische Nationalbank: Stabilität in der Krise 

Seit vergangenem Herbst nützt dem Kurs der kotierten Schweizer Notenbank das steigende Zinsniveau. Soweit verhält sich die SNB-Aktie ähnlich wie die Papiere von grossen Banken. Jetzt, wo Bank-Aktien wegen der Ukraine-Krise und dem Ausschluss Russlands aus dem Swift-Zahlungsinformationssystem aber europaweit fallen, hält sich die SNB-Aktie weiter gut. 

Als Notenbank unterliegt sie nicht den gleichen betriebsökonomischen Gegebenheiten wie UBS, Credit Suisse, Barclays und Co. Und ähnlich wie beim Franken erstrahlt auch um die SNB in Krisenzeiten der Nimbus der Stabilität. Das relativ kleine Handelsvolumen der Aktie birgt aber auch ein andauerndes Risiko von heftigen Bewegungen in beide Richtungen. Dies zeigen auch die starken Kursausschläge seit dem Kurshoch von 7900 Franken vor knapp einem Monat. 

Bachem: Auf die Beobachtungsliste

Mit der Ankündigung eines schnelleren Zinsfahrplans durch die US-Notenbank Fed am 6. Januar ist Bachem wie viele Wachstumstitel Teil einer wochenlangen Verkaufswelle geworden. Nun zeigt sich aber die Resilienz von Auftragsfertigern für die Pharmabranche. 

Speziell nach dem Corona-Schock vom März 2020 wurden diese sehr innovativen Unternehmen zu Börsenlieblingen. Der Preis für einen Peptidspezialisten wie Bachem ist eine immer noch hohe Bewertung. Auf die Beobachtungliste darf man die Aktie, die Anfang Jahr 23 Prozent verloren hat und jetzt Boden findet, aber nehmen. 

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