Bisher haben vor allem ESG-Fonds im Aktienbereich Schlagzeilen gemacht und auch einen Grossteil des Kapitals angezogen. Zwischenzeitlich rücken aber auch ESG-Fonds für Unternehmensanleihen stärker in den Vordergrund. Obligationenfonds, die bei der Auswahl der Titel Ausschlusskriterien anwenden, sind eine Option für umweltbewusste, langfristig orientierte Anlegerinnen und Anleger geworden, die zum Erreichen ihrer Anlageziele ein ausgewogenes, diversifiziertes Anleiheportfolio aufbauen wollen.
Auf dem Markt ist eine Reihe von Produkten erhältlich, die auf verschiedenen Indizes oder Methoden beruhen. Wer einen auf Ausschlusskriterien basierenden Unternehmensobligationenfonds auswählt, der die gewünschten Anlage- und ESG-Ziele erfüllt, muss genau verstehen, welche Titel ausgeschlossen sind, wie sich die Ausschlusskriterien auf die Anlagen auswirken und was dies im Portfoliokontext bedeutet.
Was ist ausgeschlossen und warum?
Bei einem auf Ausschlüssen basierenden ESG-Fonds für Anleihen ist es wesentlich, dass die Anleger und Anlegerinnen die Index-Screening-Methodik ganz verstehen: Welche Kategorien von Unternehmen und Obligationen sind ausgeschlossen – und wie werden diese Ausschlüsse umgesetzt? Die zugrunde liegende Methodik zu verstehen, ist wichtig, weil dies die ESG- ebenso wie die Anlageergebnisse bestimmt.
Anlageprodukte könnten beispielsweise den Bloomberg Barclays MSCI Global Corporate Float-Adjusted Liquid Bond Screened Index nachbilden. In diesem Index sind festverzinsliche Investment-Grade-Unternehmensanleihen von Emittenten aus Industrie- und Schwellenländern vertreten, die auf unterschiedliche Währungen lauten. Die Produkte könnten nach denselben Regeln wie der nicht ESG-basierte Mutterindex – der Bloomberg Barclays Global Corporate Float-Adjusted Bond Index – zusammengesetzt werden, mit einem wichtigen Unterschied: Der ESG-basierte Index schliesst Emittenten nach bestimmten ESG-Kriterien aus.
Anhand dieser Kriterien werden Unternehmen im Rahmen des Researchs über ihre Beteiligung an Produkten und Geschäftsverhalten gefiltert. Dabei werden unter anderem Emittenten mit Verbindungen zu Bereichen wie nicht erneuerbare Energien, Waffen, genetisch veränderte Organismen (GVOs) und «sündige» Produkte ausgeschlossen. Bei den meisten dieser Aktivitäten (insbesondere nicht erneuerbare Energien, Tabak, Waffen und GVO) wird eine Umsatzschwelle von 0 Prozent angewendet. Das heisst, wenn ein Emittent auch nur den geringsten Umsatz mit diesen Aktivitäten erzielt, wird er aus dem Index ausgeschlossen.
Fong Yee Chan ist Head of ESG Strategy bei Vanguard Europe.
Für Aktivitäten, die als Erwachsenenunterhaltung, Alkohol und Glücksspiel klassifiziert werden, gilt eine Umsatzschwelle von 5 Prozent. Dies soll verhindern, dass grosse, diversifizierte Unternehmen ausgeschlossen werden, die einen marginalen Teil ihres Umsatzes mit solchen Aktivitäten erzielen. In der Regel unterliegen diese Bereiche weniger restriktiven regulatorischen Beschränkungen als Waffen oder fossile Brennstoffe.
Anlageprodukte könnten beispielsweise den Bloomberg Barclays MSCI Global Corporate Float-Adjusted Liquid Bond Screened Index nachbilden. In diesem Index sind festverzinsliche Investment-Grade-Unternehmensanleihen von Emittenten aus Industrie- und Schwellenländern vertreten, die auf unterschiedliche Währungen lauten. Die Produkte könnten nach denselben Regeln wie der nicht ESG-basierte Mutterindex – der Bloomberg Barclays Global Corporate Float-Adjusted Bond Index – zusammengesetzt werden, mit einem wichtigen Unterschied: Der ESG-basierte Index schliesst Emittenten nach bestimmten ESG-Kriterien aus.
«Für Aktivitäten, die als Erwachsenenunterhaltung, Alkohol und Glücksspiel klassifiziert werden, gilt eine Umsatzschwelle von 5 Prozent.»
Anhand dieser Kriterien werden Unternehmen im Rahmen des Researchs über ihre Beteiligung an Produkten und Geschäftsverhalten gefiltert. Dabei werden unter anderem Emittenten mit Verbindungen zu Bereichen wie nicht erneuerbare Energien, Waffen, genetisch veränderte Organismen (GVO) und «sündige» Produkte ausgeschlossen. Bei den meisten dieser Aktivitäten (insbesondere nicht erneuerbare Energien, Tabak, Waffen und GVO) wird eine Umsatzschwelle von 0 Prozent angewendet. Das heisst, wenn ein Emittent auch nur den geringsten Umsatz mit diesen Aktivitäten erzielt, wird er aus dem Index ausgeschlossen.
Für Aktivitäten, die als Erwachsenenunterhaltung, Alkohol und Glücksspiel klassifiziert werden, gilt eine Umsatzschwelle von 5 Prozent. Dies soll verhindern, dass grosse, diversifizierte Unternehmen ausgeschlossen werden, die einen marginalen Teil ihres Umsatzes mit solchen Aktivitäten erzielen. In der Regel unterliegen diese Bereiche weniger restriktiven regulatorischen Beschränkungen als Waffen oder fossile Brennstoffe.
Der Index schliesst ausserdem Emittenten aus, die mit schwerwiegenden Konflikten in Verbindung stehen. So stuft MSCI ESG-Kontroversen auf einer Skala von 0 bis 10 ein. 0 bezeichnet dabei «sehr schwerwiegende» Konflikten, bei denen Emittenten aus dem Index ausgeschlossen werden. Emittenten ohne ESG Controversy Scores von MSCI werden ebenfalls nicht aufgenommen. Als Folge dieser Restriktionen sind einige sehr bekannte Firmen aus dem ESG-Index ausgeschlossen worden. Etwa der Flugzeughersteller Boeing und die Finanzdienstleistungsgruppe Wells Fargo & Co.
Bis zu zwei Drittel der Emittenten können ausgeschlossen werden.
Wer in Obligationenindexprodukte mit ESG-Screening investiert, ist zwangsläufig in einem kleineren Universum engagiert als der entsprechende, ohne Beachtung von ESG-Kriterien aufgebaute Mutterindex. Je nach Index können ESG-Unternehmensanleihenindizes verglichen mit ihren Mutterindizes und gemessen an der Marktkapitalisierung mehr als die Hälfte des Anleihenuniversums und über zwei Drittel der Emittenten ausschliessen.
Daran wird deutlich, warum es für Anleger so wichtig ist, die Methodik des zugrunde liegenden Index zu verstehen und sicherzustellen, dass sie die gewünschten ESG- und Anlageergebnisse erreichen können. Die Merkmale und die Wertentwicklung von Fonds mit ESG-Screening können sich von jenen ohne Screening unterscheiden. In ähnlicher Weise sollten Anlegerinnen und Anleger, die sich für ESG-Anleiheprodukte entscheiden, in Rechnung stellen, dass deren Wertentwicklung von jener der entsprechenden Produkte ohne ESG-Screening abweichen kann. Da ESG-Obligationenindizes unter Umständen die Hälfte oder sogar mehr der im Mutterindex vertretenen Obligationen (gemessen an der Marktkapitalisierung) ausschliessen, stellen diese Abweichungen bei den Risiko- und Wertentwicklungsmerkmalen sicherlich keine Überraschung dar.
Sorgfältige Auswahl entscheidend
Wie bei jedem Anlageprodukt müssen Anlegerinnen und Anleger verstehen, welche Anlageauswirkungen ein festverzinsliches ESG-Produkt hat und wie es in ein Portfolio passen kann. Viele Anleger sehen Anleihen als Quelle der Stabilität in ihrem Portfolio an. Unsere Untersuchungen haben ergeben, dass diese Entscheidung die schockabsorbierenden Attribute von Obligationen weder verstärkt noch beeinträchtigt. Dies unabhängig davon, ob die Anlegerinnen und Anleger sich für Produkte mit oder ohne ESG-Screening entscheiden
Obligationenprodukte, die nach ESG-Kriterien gefiltert wurden, umfassen von Natur aus weniger Wertpapiere und bieten eine geringere Diversifikation als Produkte, die ESG-Kriterien nicht berücksichtigen. Ein breit diversifiziertes ESG-Anleiheprodukt kann dennoch eine erhebliche Diversifikation bieten.
Hier ist eine wohlüberlegte Auswahl der Benchmarks entscheidend. In Europa steht Anlegerinnen und Anlegern eine breite Auswahl von ESG-Anleiheprodukten mit verschiedensten Methoden und Ergebnissen zur Auswahl. Einige bieten ein Engagement in Tausende von nach ESG-Kriterien gefilterten Anleihen, andere beschränken sich auf einige hundert.
Bei einigen ESG-Produkten im Unternehmensanleihensegment wird zusätzlich ein Liquiditätsscreening durchgeführt. Dabei werden höhere Mindestemissionsgrössen im Vergleich zum Mutterindex angewendet. Dies kann zur Senkung der Transaktionskosten sowie der Gesamtkosten der Anlage beitragen und dennoch eine stärkere Diversifikation bieten.
Insgesamt eine perfekte Kombination
ESG-Obligationenprodukte werden von Anlegern selten allein gehalten. Wichtig ist deshalb auch die Überlegung, inwieweit sie zu anderen Teilen des Portfolios passen und sie ergänzen. Vor allem aber sollte der ESG-Fokus nicht zu einer Abweichung von soliden Anlagegrundsätzen führen. Er ist kein Grund, deutlich höhere Gebühren zu zahlen oder sich auf hochriskante Strategien einzulassen. Für Anlagen in ESG-Produkte gilt genau wie für jede andere Anlageform: die Kosten auf ein Minimum beschränken, einen langfristigen Ansatz verfolgen und diversifizieren.