Nach der geforderten Umstellung der Öl- und Gas-Geschäfte auf Rubel wird in Russland für alle grösseren Exportgüter eine Verwendung der Landeswährung diskutiert. «Wenn Sie Erdgas haben wollen, beschaffen Sie sich Rubel», erklärte Parlamentspräsident Wjatscheslaw Wolodin am Mittwoch auf Telegram.

Darüber hinaus wäre es richtig «die Liste der in Rubel bepreisten Exportprodukte wie folgt zu erweitern: Düngemittel, Getreide, Speiseöl, Öl, Kohle, Metalle, Holz, etc.» Der russische Präsidialamts-Sprecher Dmitri Peskow bezeichnete die Bemerkungen als «eine Idee, an der definitiv gearbeitet werden sollte».

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Russland will Preishöhen beibehalten

Russland hat angekündigt, Gas und Öl nur noch gegen Zahlung in Rubel zu liefern. Damit reagierte Präsident Wladimir Putin auf die internationalen Sanktionen nach dem Angriff auf die Ukraine. Die Abnehmerstaaten - darunter Deutschland – lehnen dies ab. Peskow zufolge will Russland ihnen Zeit geben, auf Rubel umzustellen.

Wie die Nachrichtenagentur Reuters von einem Insider erfuhr, will Russland die Preishöhen unverändert beibehalten. Einem russischen Medienbericht zufolge verständigten sich Putin und Kanzler Olaf Scholz, dass Experten der beiden Länder sich zu der Umstellung beraten sollen.

Deutschland zahlt weiter in Euro

Ein deutscher Regierungssprecher sagte Reuters dazu, Putin habe in dem Telefonat erklärt, dass sich für die europäischen Vertragspartner nichts ändern werde. Die Zahlungen würden weiter ausschliesslich in Euro ergehen und wie üblich an die Gazprom-Bank überwiesen, die ja nicht von den Sanktionen betroffen sei. Sie konvertiere dann die Beträge in Rubel.

Scholz habe diesem Vorgehen in dem Gespräch nicht zugestimmt, betonte der Sprecher. Er habe «lediglich um schriftliche Informationen gebeten, um das Verfahren genauer zu verstehen». Es bleibe dabei, dass wie von den G7-Staaten vereinbart Energielieferungen ausschliesslich in Euro oder Dollar bezahlt würden - «So wie es die Verträge vorsehen.»

«Ära der Regionalwährungen»

Die wichtigsten russischen Exportgüter wie Öl, Erdgas und Metalle werden auf dem Weltmarkt in Dollar verrechnet. Der Energiekonzern Gazprom etwa erhält nach eigenen Angaben für seine Erdgas-Exporte gegenwärtig 58 Prozent des Geldes in Euro, 39 Prozent in Dollar und etwa drei Prozent in Pfund.

Russland versucht seit längerem, seine Abhängigkeit von der Weltleitwährung Dollar zu verringern. Der ehemalige Präsident Dmitri Medwedew rief am Mittwoch «die Ära der Regionalwährungen» aus. «Die Welt wacht auf: Das Vertrauen in die Reservewährungen schmilzt wie der Nebel am Morgen», sagte er. «Die Abkehr von Dollar und Euro als wichtigste Reservewährungen ist keine Fantasie mehr.»

(reuters/gku)