Vor einem Jahr lag die zweitgrösste Volkswirtschaft nach Ausbruch der Coronapandemie am Boden. Nun legt sie den grössten Wachstumssprung seit Beginn der quartalsweisen Auswertung vor gut 30 Jahren hin. Die knallharten Massnahmen der Regierung zur Bekämpfung des Coronavirus scheinen sich auszuzahlen.

Chinas Wirtschaft hat die Krise weitgehend überwunden und ist mit einem Rekordwachstum ins neue Jahr gestartet. Wie das Pekinger Statistikamt am Freitag mitteilte, legte die zweitgrösste Volkswirtschaft in den ersten drei Monaten um 18,3 Prozent im Vergleich zum ersten Quartal des Vorjahres zu.

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Grösstes Plus seit Jahrzehnten

Es handelt sich um den grössten Sprung seit Beginn der quartalsweisen Auswertung vor gut 30 Jahren.

Der ungewöhnlich starke Zuwachs erklärt sich damit, dass die chinesische Wirtschaft im vergangenen Frühjahr wegen der Coronapandemie stark eingebrochen war. Damals kam das bevölkerungsreichste Land der Welt für mehrere Wochen beinahe komplett zum Stillstand.

Rigorose Massnahmen

Chinas Regierung verfolgte eine «Null-Covid-Strategie»: Ein rigoroser Lockdown und scharfe Einreisekontrollen führten dazu, dass - von kleineren lokalen Ausbrüchen abgesehen - bereits seit gut einem Jahr nur noch sehr wenige Coronafälle auftreten. Seitdem befindet sich die Wirtschaft auf Erholungskurs.

Generell habe sich im ersten Quartal eine «stabile Erholung» fortgesetzt, teilte Chinas Nationales Statistikamt am Freitag mit. «Wir müssen uns jedoch bewusst sein, dass sich die Covid-19-Pandemie immer noch weltweit ausbreitet», so die Behörde weiter, die vor grossen Unsicherheiten und möglicher Instabilität warnte.

Auch der IWF ist optimistisch

Der Internationale Währungsfonds IWF schätzt, dass die Wirtschaft in diesem Jahr um weitere 8,1 Prozent zulegen könnte. Die chinesische Regierung ist vorsichtiger und legte ihr offizielles Wachstumsziel auf dem gerade in Peking zu Ende gegangenen Volkskongress auf einen Wert von «über 6 Prozent» fest.

Besonders ein starker Aussenhandel half Chinas Wirtschaft zuletzt auf die Sprünge. Chinas Fabriken liefen auf Hochtouren, um medizinische Güter wie Corona-Tests und Schutzmasken in alle Welt zu exportieren. Auch neue Laptops und andere Ausstattung für das Home Office kommen oft aus China.

Wie schon in der globalen Finanzkrise 2008 hilft China dabei, der Weltwirtschaft neuen Schwung zu verleihen. Europäische Autobauer und auch viele andere Firmen, die auf dem chinesischen Markt agieren, konnten sich dort zuletzt über üppige Gewinne freuen.

China treibt heimischen Konsum an

Gut entwickelte sich in den ersten drei Monaten auch der Binnenkonsum, der zuvor hinter der allgemeinen Erholung zurückgeblieben war. Die Detailhandelsumsätze übertrafen die Erwartungen und stiegen im März um 34,2 Prozent. Etwas geringer fiel die Arbeitslosigkeit der städtischen Bevölkerung aus, die damit im März bei 5,3 Prozent lag.

China bemüht sich seit Jahren, den heimischen Konsum zu stärken, um so vor dem Hintergrund der zunehmenden Spannungen mit den USA und Europa unabhängiger vom Aussenhandel zu werden. Auch im gerade verabschiedeten neuen Fünfjahresplan spielt dies eine Schlüsselrolle.

Die Strategie: «Zwei Kreisläufe»

Der neue Wirtschaftskurs wird mit dem Schlagwort «zwei Kreisläufe» beschrieben. Die Strategie von Staats- und Parteichef Xi Jinping soll die «innere Zirkulation» fördern, also heimische Nachfrage und eigene Innovation. Der «äussere Kreislauf» - Handel und ausländische Investitionen - sollen diesen Hauptmotor unterstützen.

(reuters/mbü)