Peter Fanconi ist ein viel beschäftigter Mann. Er ist Zentralpräsident des grössten polysportiven Vereins der Schweiz (Grasshoppers Club), VR-Präsident einer privaten Investmentfirma, VR-Mitglied bei St. Moritz Tourismus und Stiftungsrat. Und obendrein VR-Präsident bei der Graubündner Kantonalbank (GKB). Dieses Teilzeitamt bei der Staatsbank brachte ihm letztes Jahr gegen 300’000 Franken ein. Und in den letzten Tagen auch einigen Ärger.

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Vorwürfe wegen mangelnder Transparenz, lascher Meldepflichten und wenig Sensibilität für Interessenkonflikte stehen im Raum. Fanconi reagierte auf Kritik von Medien, Fachleuten und der Politik mit Trotz. «Um jegliches Risiko zu vermeiden, könnte man auch sagen, dass Verwaltungsratspräsidenten von Kantonalbanken keine Kontakte mehr vermitteln und keine persönlichen Investments mehr tätigen sollen. Dann aber fände man kaum mehr qualifizierte Personen für diese Organfunktionen», wetterte er in der NZZ.

Das ist in meinen Augen doch ziemlich weinerlich. Es geht beim Pochen auf eine solide Corporate Governance nicht darum, bestens vernetzte Akteure der Wirtschaft aus den Staatsbanken zu vertreiben. Nur haben Fragen um Offenlegung oder das Vermeiden von Interessenkonflikten in den letzten zwanzig Jahren beim Publikum eine immer höhere Bedeutung erhalten. Zu Recht.

Schliesslich gehts um die Reputation, um höchste Werte im Finanzgeschäft also. Diesen Anforderungen muss sich auch die erfolgreiche Graubündner Kantonalbank anpassen. Für die Implementierung einer guten Unternehmensführung ist zuvorderst der Verwaltungsrat unter Präsident Fanconi zuständig. Statt über Medienberichte oder Graubündens Politik zu klagen, hätte er längst dafür sorgen können, dass die Compliance-Regeln auch in Chur auf ein Best-Practice-Niveau angehoben werden. Andere Kantonalbanken, etwa die Berner, Basler, Zuger oder Zürcher, machen es vor und liefern Anschauungsunterricht. Offenlegung oder Überwachung der Wertschriftendepots von Bankräten gehören da längst zum Standard.

Und selbstverständlich sollen Privatinvestments und Netzwerken auch in den höchsten Ämtern einer Staatsbank weiter möglich sein. Aber bitte mit mehr Sensibilität für allfällige Interessenkonflikte und Transparenzansprüche. Dass zuerst eine Untersuchung der Revisionsgesellschaft auf die Versäumnisse bei der GBK hinweisen muss, zeugt nicht von übermässigem Eifer der zuständigen Organe. An der knappen Zeit eines Vielbeschäftigten kann es nicht liegen: Peter Fanconi ist seit zehn Jahren Präsident der Graubündner Kantonalbank.