Wegen der Corona-Krise will die deutsche Regierung in diesem Jahr so viele neue Schulden aufnehmen wie noch nie. Finanzminister Olaf Scholz plant mit einem zweiten Nachtragshaushalt in Höhe von 62,5 Milliarden Euro, wie am Montag aus dem Finanzministerium verlautete.

Damit steigt die geplante Neuverschuldung für das laufende Jahr auf 218,5 Milliarden Euro. Kabinett und der Bundestag, das deutsche Parlament, müssen dem zweiten Nachtragshaushalt noch zustimmen.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Mit dem Geld solle das Fundament für eine breite und nachhaltige wirtschaftliche Erholung gelegt werden, hiess es aus dem Ministerium. Der Staat könne die Kredite wegen der guten finanziellen Entwicklung der vergangenen Jahre tragen. Zuletzt war die Schuldenquote erstmals wieder unter die von der EU geforderte Quote von 60 Prozent der Wirtschaftsleistung gefallen.

Einen ersten Nachtragshaushalt über 156 Milliarden hatte der Bundestag bereits Ende März zur Finanzierung mehrerer Hilfspakete beschlossen - und dafür vorübergehend auch die Schuldenbremse im Grundgesetz ausgesetzt. Für das Konjunkturpaket der Regierung aus CDU, CSU und SPD, das Konsum und Wirtschaft in den kommenden Monaten wieder ankurbeln soll, sind allerdings weitere Kredite nötig. Die geplanten Massnahmen haben ein Volumen von 130 Milliarden Euro, 120 Milliarden davon entfallen auf den Bund. Laut Scholz fällt der Grossteil in diesem Jahr an, rund 30 Milliarden betreffen den nächsten Bundeshaushalt.

Mehrwertsteuersenkung und Überbrückungskredite

Teil dieses Pakets ist unter anderem eine vorübergehende Senkung der Mehrwertsteuer und ein Bonus für Familien mit Kindern. Zusammen mit dem Kindergeld bekommen sie bis Jahresende pro Kind 300 Euro ausgezahlt. Ausserdem können kleine und mittelständische Unternehmen, die von der Corona-Krise besonders hart getroffen sind, Überbrückungshilfen von insgesamt 25 Milliarden Euro erhalten.

Die Dimension der Neuverschuldung wird deutlich, wenn man sie mit der Finanzkrise vergleicht, in der der Staat vor allem heimische Banken stark unterstützte. Zu dieser Zeit, im Jahr 2010, nahm der Bund 44 Milliarden Euro neue Schulden auf - damals war das ein Rekord.

Scholz plant nun, den grössten Teil der Corona-Schulden innerhalb von 20 Jahren ab 2023 wieder zu tilgen. Ökonomen halten diesen Plan vor dem Hintergrund der niedrigen Zinsen aber für zu ambitioniert. Die Zinsausgaben des Bundes waren seit der Finanzkrise immer weiter zurückgegangen.

(sda/mlo)