Bayer wird von einer immer grösseren Prozesslawine wegen des Unkrautvernichters Glyphosat überrollt. In den USA schnellte die Zahl der Kläger wegen der angeblich krebserregenden Wirkung des Herbizids sprunghaft in die Höhe, auch weil die auf solche Klagen spezialisierten Kanzleien ihre Fernsehwerbung zuletzt deutlich hochfuhren.

Bis Mitte Oktober wurden dem Konzern Klagen von etwa 42'700 Klägern zugestellt, teilte Bayer am Mittwoch mit. Das sind deutlich mehr als noch im Juli, als es rund 18'400 waren. Bayer will sich weiter «entschieden zur Wehr setzen», die nächsten Verhandlungen stehen allerdings erst im Januar an. Der Leiter des Agrargeschäfts, Vorstandsmitglied Liam Condon, hatte sich vor kurzem zuversichtlich gezeigt, den Streit um den Unkrautvernichter «früher oder später» beizulegen.

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Drei Prozesse in erster Instanz verloren

Die letzten drei angesetzten Glyphosat-Prozesse in den USA waren zuletzt allesamt verschoben worden. Der Mediator Ken Feinberg versucht, eine aussergerichtliche Einigung zwischen Bayer und US-Klägern zu erreichen. In den Mediationsprozess will sich Bayer «konstruktiv» einbringen, wie das Unternehmen bekräftigte.

Bislang hat der Konzern in den USA drei Prozesse in erster Instanz verloren und wurde von den Geschworenen zu hohen Schadenersatzzahlungen verurteilt. Der Konzern hat die Vorwürfe gegen Glyphosat stets zurückgewiesen und darauf verwiesen, dass Zulassungsbehörden weltweit das Herbizid bei sachgemässer Anwendung als sicher bewerten.

Klagewelle seit Monsanto-Übernahme

Die Klagewelle hat sich Bayer mit der milliardenschweren Übernahme des US-Saatgutriesen Monsanto ins Haus geholt, der Glyphosat entwickelt hat. Mit dem Zukauf wurde das Agrargeschäft deutlich ausgebaut und Bayer zum weltweit grössten Anbieter von Saatgut und Pflanzenschutzmitteln.

Das bereinigte Betriebsergebnis (Ebitda) in diesem Geschäftsbereich kletterte im dritten Quartal um fast ein Viertel auf 527 Millionen Euro, was höheren Preisen im wichtigen lateinamerikanischen Markt, Einsparungen und einem positiven Währungseffekt zu verdanken war. Während Bayer in der Pharmasparte einen Ergebnisrückgang hinnehmen musste, setzte sich die Erholung im lange Zeit mauen Geschäft mit rezeptfreien Gesundheitsprodukten fort.

Tieferer Konzerngewinn

Insgesamt kam Bayer in dritten Quartal auf ein bereinigtes Ergebnis von 2,29 Milliarden Euro, ein Plus von 7,5 Prozent. Der Konzerngewinn sank um fast 64 Prozent auf 1,036 Milliarden Euro, im Vorjahr verbuchte das Unternehmen allerdings hohe Sondererträge. Der Umsatz legte um rund sechs Prozent auf 9,83 Milliarden zu, währungsbereinigt lag der Zuwachs bei gut fünf Prozent.

Für 2019 rechnet Bayer unverändert mit einem währungsbereinigten Umsatzplus von etwa vier Prozent auf rund 43,5 Milliarden Euro, das bereinigte Ergebnis soll sich auf etwa 11,5 Milliarden belaufen. Darin hat Bayer nun den Verkauf seines Tiergesundheitsgeschäfts und seiner Anteile am Chemieparkbetreiber Currenta berücksichtigt.

(reuters/gku)