Unter den Schweizer Selecta-Mitarbeitenden kursiert ein Buzzword. Es heisst Rightsizing. Es wird im Kader benutzt, um die Strategie des Chamer Verpflegungskonzerns zu umschreiben. Rightsizing, das steht für etwas Bedrohliches, nämlich für den Abbau auf breiter Front. Das Wort ist also die feinere Form von Downsizing.

Radikal heruntergefahren wird als Erstes die Zahl der Selecta-Automaten, die Mineralwasser oder Schokoriegel ausspucken. Europaweit betreibt man 400 000 Stück. Noch dieses Jahr werden 11 000 Apparate abmontiert, nächstes Jahr sind es gar 60 000 – ein Minus von fast 20 Prozent. So soll die Auslastung des Apparateparks erhöht werden, zumal die Umsätze wegen Corona markant eingebrochen sind.

Ungenutzte Snackapparate

Noch sitzen Hunderttausende im Homeoffice und verköstigen sich am Mittagstisch; die Snackapparate im Büro bleiben unbenutzt. Weil der Trend zum Homeoffice nachhaltig scheint, geht Selecta-Chef Christian Schmitz künftig von einem um einen Fünftel tieferen Konzernumsatz aus. Dies sei die neue Grundlinie («New baseline»), heisst es in einer Investorenpräsentation.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 
Selecta kriselt schon länger

Personal-Chaos bei Selecta: Jetzt greift der Investor durch. Mehr dazu hier.

Im Herbst ging der COO, jetzt der CEO und der VR-Präsident. Der amerikanische Firmenbesitzer KKR räumt auf. Mehr dazu hier

Das Rightsizing erfasst auch das Personal. In der Präsentation steht dazu sec: «Restrukturierung der Belegschaft in sämtlichen Ländern». Ausgerichtet würden «die internen Perimeter» an der neuen Grundlinie. Intern geht man davon aus, dass dies die Umschreibung für einen Arbeitsplatzabbau von bis zu 15 Prozent sei. Klar ist auch, dass mit dem Programm «One Selecta» Funktionen zusammengelegt werden. Die Firma beschäftigt in 16 europäischen Ländern 10 000 Mitarbeitende. Zu Fragen äussert man sich hier derzeit nicht.

KKR investiert 130 Millionen Franken

Es ist nicht nur das Corona-Virus, welches das Geschäftsmodell des Zwischenverpflegers ramponiert. Schwer drückt auch ein Schuldenberg von 1,7 Milliarden Franken, der jedes Jahr 110 Millionen an Zinszahlungen abverlangt. Der US-Investor Kohlberg Kravis Roberts & Co. (KKR) ist seit 2015 Eigentümer der Schweizer Firma und versucht seither, diese für einen Börsengang herauszuputzen. Doch daran ist nicht im Entferntesten zu denken.

Immerhin einen Lichtblick gibt es: KKR hat beschlossen, weitere 130 Millionen in die Sanierung von Selecta zu stecken. Damit dürften die zupackenden Amerikaner bislang gegen 700 Millionen in die Zuger Firma investiert haben.