Kühne+Nagel verkauft einen Anteil von 24,9 Prozent am chinesischen Frachtunternehmen Apex an Partners Group. Damit holt der Logistikkonzern die Expertise und das Netzwerk des Zuger Finanzkonzerns in Asien an Bord und ebnet den Weg für weitere Akquisitionen.

Kühne+Nagel hat erst Mitte Mai die grösste Übernahme seiner 131-jährigen Geschichte abgeschlossen: Für den Erwerb der Mehrheit an der Apex International Corporation legte der Logistikkonzern aus Schindellegi einen Kaufpreis von 1,1 Milliarden Franken auf den Tisch. Derzeit hat Kühne+Nagel knapp 90 Prozent an Apex. Eine Minderheitsbeteiligung verblieb beim Management der chinesischen Firma.

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Nun holt der Schweizer Logistikkonzern die auf Privatmarktanlagen spezialisierte Partners Group ins Boot, die eine Beteiligung von einem Viertel im Auftrag ihrer Kunden übernimmt. Zudem werde das Zuger Unternehmen einen Sitz im Verwaltungsrat von Apex erhalten, hiess es weiter. Den Verkaufspreis wollten weder Kühne+Nagel noch Partners Group auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP bekannt geben.

Wichtiger Luftfrachtanbieter

Das chinesische Unternehmen ist der weltweit siebtgrösste Luftfrachtanbieter und hatte 2020 einen Umsatz von 2,2 Milliarden Franken erzielt. Der Bruttogewinn belief sich auf 296 Millionen Franken und der Gewinn vor Steuern auf 126 Millionen Franken.

Kühne+Nagel und Partners Group wollen zusammenarbeiten, um einen Wertschöpfungsplan für Apex umzusetzen. Zu Kernpunkten gehören der Aufbau neuer Speditionsrouten, die Identifizierung neuer Wachstumsbereiche wie zum Beispiel das Gesundheitswesen oder Fusionen und Akquisitionen (M&A), hiess es.

Chinas E-Commerce-Boom

Apex sei ein führender Akteur auf dem chinesischen Markt für grenzüberschreitende Speditionsdienstleistungen mit einer wachsenden internationalen Präsenz und erheblichem Potenzial für weitere Expansionen, erklärte Partners Group-Mitgründer und -Verwaltungsrat Marcel Erni. Das chinesische Unternehmen profitiert vom Boom des E-Commerce, der durch die Coronapandemie beschleunigt wurde. Apex werde als eigenständiges Unternehmen innerhalb der Kühne+Nagel-Gruppe weitergeführt, schrieben beide Unternehmen.

Unter Verwaltungsratspräsident Jörg Wolle, der früher Chef des stark auf Thailand ausgerichteten Dienstleisters DKSH war, hat der Logistikkonzern vor rund drei Jahren den strategischen Fokus auf die Expansion in Asien eingeleitet. Diese solle in Form von organischem Wachstum, aber auch durch Akquisitionen umgesetzt werden.

Auch in Asien will Kühne+Nagel an die Spitze vorstossen. Traditionell war der Schwyzer Konzern bis dahin vor allem auf Europa und Nordamerika ausgerichtet und war hauptsächlich durch Wachstum aus eigener Kraft zum zweitgrössten Logistikkonzern der Welt hinter DHL geworden.

Analysten sehen Transaktion positiv

Daher ist der Verkauf einer Beteiligung an Partners Group ein ungewöhnlicher Schritt für Kühne+Nagel. Analysten bewerteten die Transaktion überwiegend positiv. Der zuständige Vontobel Analyst glaubt, dass Partners Group sich Apex bereits angeschaut habe. Mit dem Speditions-Knowhow von Kühne+Nagel in allen relevanten Transportarten und dem umfangreichen asiatischen Netzwerk sowie der Expertise von Partners Group sei diese Transaktion strategisch sinnvoll und helfe Kühne+Nagel, seine Marktposition in Asien zu stärken.

Bei der UBS und Jefferies gehen die zuständigen Experten davon aus, dass der Apex-Anteil einen Wert zwischen 340 und 425 Millionen Franken haben dürfte. Auch bei der UBS betonte der zuständige Analyst, dass dieser Schritt zwar nicht im Einklang mit der üblichen Vorgehensweise von Kühne+Nagel sei, dem Konzern aber die Möglichkeit gebe, an der Branchenkonsolidierung weiter massgeblich teilzuhaben.

An der Schweizer Börse knickte die Aktie von Kühne+Nagel allerdings nach freundlichem Start ein. Bis gegen Mittag notierte sie um rund ein halbes Prozent im Minus, während der Gesamtmarkt (SLI) leicht im Plus lag. Auch die Partners Group-Aktie verlor 0,3 Prozent.

(awp/gku)