Unter dem Kostendruck der Corona-Krise baut die Lufthansa die Pilotenausbildung um. «In der grössten Krise der weltweiten Luftfahrt müssen wir im Lufthansa-Konzern alles auf den Prüfstand stellen – so auch unser Jahrzehnte altes Ausbildungskonzept für unsere Pilotinnen und Piloten», erklärte Lufthansa-COO Detlef Kayser am Mittwoch.

Mit dem neuen Campus-Modell werde die Ausbildung modernisiert und effizienter gestaltet. Die traditionelle Flugschule in Bremen soll demnach nicht ganz geschlossen werden, wie angesichts des Ausbildungsabbruchs für einen Teil der Flugschüler im vergangenen Jahr spekuliert wurde.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Doch soll an dem Standort künftig nur die theoretische Ausbildung angeboten werden. Die Praxis-Schulung werde in Rostock-Laage zusammengeführt.

«Wir verurteilen die Pläne»

Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) kritisierte den Plan scharf. «Wir verurteilen das zutiefst. Das bedeutet einen Kahlschlag und einen Rückschritt in der Ausbildungsqualität der Pilotenausbildung», sagte Philip Walker, Fluglehrer in Bremen und Mitglied der VC-Tarifkommission sowie der Personalvertretung.

Die Schliessung des Flugausbildungsbetriebs in Bremen sei für Mitte 2022 geplant. Die Lufthansa versuche Kosten zu senken, indem etwa nur noch in Propellerflugzeugen in Rostock praktisch geschult werde statt in Jets.

Unter dem Strich sei das keine Einsparung, weil die Airlines zum Berufseinstieg der Absolventen dann für Nachschulungen aufkommen müssten. Die Lufthansa bestreitet das.

«Die Lufthansa strebt ein Selbstzahlermodell an»

Es sei ausserdem zu befürchten, dass die Lufthansa sich künftig nicht mehr an den Ausbildungskosten beteiligen wolle. Bisher übernimmt die Airline demnach circa 50'000 der 130'000 Euro einer Pilotenausbildung. «Die Lufthansa strebt ein Selbstzahlermodell an», sagte Walker. Das Unternehmen äusserte sich dazu nicht.

Der Lufthansa-Konzern beschäftigt angesichts des massiv eingebrochenen Luftverkehrs derzeit zu viel Personal im Cockpit. Für dieses Jahr rechnet die Airline-Gruppe im Durchschnitt allenfalls mit 50 Prozent des Flugvolumens, das es 2019 vor Ausbruch der Pandemie gab. Eine Erholung auf Vorkrisenniveau erwartet das Management erst Mitte des Jahrzehnts.

(reuters/mbü)