Die Schweizer Wirtschaft ist im vergangenen Jahr kräftiger gewachsen als bisher gedacht. Das zeigt die am Dienstag vom Bundesamt für Statistik (BFS) veröffentlichte volkswirtschaftliche Gesamtrechnung. Im laufenden Jahr zeichnet sich hingegen ein moderateres Wachstum ab.

Floriert der Handel weltweit, dann geht es der Schweizer Wirtschaft gut. Das lässt sich auch mit Blick auf das Jahr 2018 sagen. Getragen von der Wiederbelebung im Aussenhandel und einer starken Dynamik in der Industrie wuchs das Bruttoinlandprodukt (BIP) gemäss den BFS-Zahlen real mit 2,8 Prozent. Bisherige Schätzungen des Staatssekretariates für Wirtschaft (Seco) waren lediglich von 2,6 Prozent ausgegangen.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Die gute Wirtschaftsdynamik trug 2018 auch zu einem Anstieg der Arbeitsproduktivität von 2,4 Prozent bei. Dieses Ergebnis sei nicht nur auf den starken Produktionssektor, sondern auch auf die relativ stabile Entwicklung der Anzahl tatsächlich geleisteter Arbeitsstunden (+0,4%) zurückzuführen, so das BFS. Das Wachstum der Arbeitsproduktivität - das stärkste seit 2010 - lag damit zum zweiten Mal in Folge bei über 2 Prozent.

Das breiter gefasste Bruttonationaleinkommen (BNE) nahm derweil zu laufenden Preisen bzw. nicht inflationsbereinigt um 5,0 Prozent zu. Das frühere Bruttosozialprodukt erfasst alle von inländischen Produktionsfaktoren (Arbeit und Kapital) erbrachten Waren und Dienstleistungen. Dazu zählen etwa auch die Löhne von Schweizer Grenzgängern.

Nicht ganz so positiv sieht aufgrund des positiven Bevölkerungswachstums die BIP-Performance pro Kopf aus. Das Pro-Kopf-BIP stieg laut den Zahlen nämlich real um lediglich 2,0 Prozent und nominal um 2,2 Prozent. Es wird mit knapp 81'000 Franken pro Person angegeben.

Rückenwind aus dem Ausland

Sowohl dem BIP als auch dem BNE verlieh letztes Jahr der Handel mit dem Ausland Auftrieb. In der Bilanz des Waren- und Dienstleistungshandels kletterte der Saldo um über 17 Prozent in die Höhe. Das war insbesondere der starken Entwicklung in der Dienstleistungsbilanz zuzuschreiben (Saldo +31%), wo die Exporte zulegten und die Importe abnahmen.

Doch auch in der Warenbilanz konnte der Saldo um 12 Prozent gut zulegen. Hier entwickelten sich die Exporte dynamischer als die Importe. Einer guten Nachfrage erfreuten sich im Ausland vor allem Medikamente, Präzisionsinstrumente, optische Geräte und Uhren. Aber auch der Rohstoffhandel trug zur guten Bilanz bei.

Dagegen zeigte sich bei den Investitionen nach vier wachstumsstarken Jahren im Jahr 2018 nur noch eine moderate Zunahme (+1,1%). Dafür verantwortlich war die Verlangsamung bei den Ausrüstungsinvestitionen, was mit rückläufigen Investitionen für Forschung und Entwicklung nach zuvor zwei starken Jahren zu tun habe, hiess es.

Leicht unter Vorjahr war das Wachstum der Konsumausgaben der privaten Haushalte und privater Organisationen (+1,0%) geblieben. Dabei habe sich die Konsumentenstimmung im Jahresverlauf leicht verschlechtert.

Abkühlung im Jahr 2019

Leicht revidiert wurden vom BFS auch die Zahlen für die beiden Vorjahre. 2016 wuchs das BIP gemäss den neuen Zahlen real um 1,7 Prozent, 2017 um 1,8 Prozent. Die beiden Werte wurden um 0,1 bzw. 0,2 Prozentpunkte nach oben korrigiert.

Beim hohen Wachstum im letzten Jahr gilt es zu beachten, dass die Schweiz 2018 von den Lizenzeinnahmen wichtiger internationaler Sportanlässe, wie der Fussball-WM in Russland oder den olympischen Spielen in Südkorea, profitiert hat. Die Schweiz beheimatet den Weltfussballverband FIFA sowie das Internationale Olympische Komitee (IOC).

Für das laufende Jahr zeichnet sich nun mit Blick auf die weltweite Konjunkturlage eine deutliche Verlangsamung ab. Der brodelnde Handelsstreit zwischen den grössten Volkswirtschaften USA und China setzt der Weltwirtschaft zu. Der wichtigste Handelspartner der Schweiz, Deutschland, könnte gar in eine Rezession abgleiten.

Vor diesem Hintergrund rechnet beispielsweise das Seco im laufenden Jahr nur noch mit einem BIP-Anstieg in der Schweiz von 1,2 Prozent. Und die Erwartungen von Ökonomen von Banken wie der UBS, der CS oder Instituten wie der Konjunkturforschungsstelle KOF bewegen sich in einer Bandbreite von 1,1 bis 1,6 Prozent.

(awp/mlo)