Die britische Inflationsrate ist im August vor dem mit Spannung erwarteten Zinsentscheid der Bank of England überraschend auf den niedrigsten Stand seit anderthalb Jahren gefallen. Die Verbraucherpreise stiegen um 6,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das Statistikamt ONS am Mittwoch in London mitteilte. Das ist der niedrigste Wert seit Februar 2022, als der russische Krieg gegen die Ukraine begann und zu weltweit steigenden Energie- und Lebensmittelpreisen führte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten dagegen mit einem Anstieg auf 7,0 Prozent gerechnet, nach 6,8 Prozent im Juli. Für nachlassenden Preisdruck sorgte vor allem die Entspannung bei Hotel- und Flugpreisen. Auch verteuerten sich Lebensmittel nicht mehr so stark, wie die Statistiker erklärten.

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Trotz der erfreulichen Tendenz sei die Inflationsrate aber immer noch «zu hoch», sagte Finanzminister Jeremy Hunt in einer ersten Reaktion. In Westeuropa wird sie nur in Österreich und Island übertroffen. Die Regierung bleibe daher bei dem Plan, die Teuerungsrate zu halbieren, «um den Druck auf Familien und Unternehmen zu verringern», sagte Hunt.

Das britische Pfund geriet nach Veröffentlichung der Daten unter Abwertungsdruck zu Euro und Dollar, weil einige Anleger nun auf eine Zinspause spekulieren. Die britische Zentralbank hat ihren Leitzins seit Ende 2021 insgesamt 14 mal in Folge angehoben, um die Inflation einzudämmen. Nach Bekanntgabe der Preisdaten stieg der Anteil der Anleger, die bereits am Donnerstag einen Verzicht auf eine Zinserhöhung erwarten, von 20 auf 47 Prozent. Ökonomen gehen bislang davon aus, dass die Bank of England den Leitzins von 5,25 auf 5,50 Prozent heraufsetzen wird. «Die Inflationszahlen werden die Bank of England wohl nicht davon abhalten, am Donnerstag die Zinsen anzuheben», sagte die Chefökonomin des Beratungshauses KPMG UK, Yael Selfin. Danach dürfte eine Pause folgen.

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hat erst am Dienstag ihre Inflationsprognose für Grossbritannien angehoben. Demnach werden die britischen Preise im Jahresschnitt um 7,2 Prozent steigen, nachdem im Juni noch von 6,9 Prozent ausgegangen wurde. Damit wäre die Teuerung so stark wie in keinem anderen grossen Industrieland. Im kommenden Jahr sollen die Verbraucherpreise dann mit 2,9 Prozent aber wieder deutlich langsamer steigen.

(reuters/spi)