Nach fast 20 Jahren Planung für ein Geothermie-Projekt haben am Montag im waadtländischen Vinzel die Bohrarbeiten begonnen. Die Anlage soll mindestens 40 Jahre lang 1500 bis 3000 Haushalte mit Wärme aus Tiefengrundwasser versorgen.

«Seit 20 Jahren kämpfen wir darum, dieses Projekt zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen. Heute verlassen wir die Welt des Papiers und begeben uns auf das Gelände», sagte Daniel Clément, Chef des Unternehmens EnergeÔ, gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

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Die erste Bohrung wird in etwa 63 Tagen eine Tiefe von 2300 Metern erreichen. Das ist halb so tief wie in Basel oder St. Gallen, wo Bohrlöcher in den Jahren 2006 beziehungsweise 2013 mehrere kleinere Erdbeben verursacht hatten.

Wenn in 2300 Metern Tiefe genügend Wasser vorhanden ist und die verschiedenen Durchfluss- und Temperaturtests erfolgreich verlaufen, werden die Arbeiter ein zweites Bohrloch in einigen Metern Entfernung bohren. Dies wird der Wiedereinleitung von Wasser aus den natürlichen Verwerfungen in der Region dienen.

Der abschliessende Test der Wasserzirkulation zwischen den beiden Bohrlöchern soll dann den Erfolg der Operation bestätigen. Dies soll im Sommer 2023 geschehen. «Die grosse Unbekannte ist die Durchflussmenge: Wir schätzen sie auf 30 bis 60 Liter pro Sekunde», so Clément.

Rund um die Uhr im Einsatz

Die Temperatur wird voraussichtlich zwischen 80 und 85 Grad betragen. Während der gesamten Bohrphase werden zwei Teams – circa 25 Personen am Tag und 15 Personen in der Nacht – rund um die Uhr im Einsatz sein.

Die Kosten für das Projekt in Vinzel belaufen sich auf 30 Millionen Franken, wovon 14,4 Millionen vom Bund stammen. Der Kanton Waadt hatte im Sommer 2019 angekündigt, verstärkt auf Energie aus Erdwärme zu setzen. Die Regierung geht davon aus, dass bis 2050 rund 20 Geothermiekraftwerke auf Kantonsgebiet entstehen werden.

Ein anderes Geothermie-Projekt im Kanton Waadt wurde erst im September auf Eis gelegt. Nach den Bohrungen in Lavey-les-Bains VD stellten die Promotoren fest, dass der Warmwasserdurchfluss nicht ausreicht, um Energie zu erzeugen. Es war geplant, Strom für rund 900 Haushalte und Wärme für das Thermalbad in Lavey zu erzeugen.

(sda/mth)