In einer Neujahrsansprache am Samstag sagte der chinesische Staatspräsident Xi Jinping, das Land befinde sich in einer neuen Phase der Covid-Kontrolle und habe sich nach einem wissenschaftlich fundierten und gezielten Ansatz angepasst. Am Vortag hatte er gesagt, die Strategie des Landes sei «optimiert» worden, um das Leben der Menschen zu schützen und die wirtschaftlichen Kosten zu minimieren.

Die Regierung war am 7. Dezember endgültig von ihrem harten Null-Toleranz-Ansatz zur Eindämmung von Covid abgerückt, der unter anderem kurzfristige Abriegelungen, häufige Massentests und weitgehend geschlossene Grenzen vorsah. Xi hatte diese Strategie trotz steigender wirtschaftlicher Kosten wiederholt verteidigt, auch noch Mitte Oktober. Die abrupte Öffnung führte zu grosser wirtschaftlicher Unsicherheit. 

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Xi hatte sich lange nicht zu den steigenden Infektionszahlen und den damit verbundenen wirtschaftlichen Schwierigkeiten geäussert. Am aber Samstag erkannte der Staatschef die Schwierigkeiten an, die das chinesische Volk während der strafenden Abriegelungen und der raschen Ausbreitung von Covid zu ertragen hatte.

«Seit dem Ausbruch von Covid-19 haben wir das Volk und das Leben immer an die erste Stelle gesetzt», sagte Xi. «Mit ausserordentlichen Anstrengungen haben wir noch nie dagewesene Schwierigkeiten und Herausforderungen gemeistert, und es war für niemanden ein leichter Weg. Wir sind nun in eine neue Phase der Covid-Bekämpfung eingetreten, in der es weiterhin schwierige Herausforderungen zu bewältigen gilt.»

In China kumulieren sich die Probleme

Zusätzlich zu den wiederholten Covid-Ausbrüchen kämpfte Chinas Wirtschaft im Jahr 2022 mit einer anhaltenden Flaute auf dem Immobilienmarkt, einer schleppenden Verbrauchernachfrage und einem nachlassenden Appetit des Auslands auf seine Waren. 

Xis Fernsehansprache fand statt, nachdem Daten zuvor gezeigt hatten, dass die Wirtschaftstätigkeit im Dezember im Vergleich zum Vormonat so stark geschrumpft war wie seit Februar 2020 nicht mehr. Die Verkäufe von Wohnimmobilien sind im Dezember weiter eingebrochen, und die in dieser Woche anstehenden Berichte werden voraussichtlich einen weiteren Rückgang im verarbeitenden Gewerbe und im Dienstleistungssektor zeigen.

Analysten gehen von weniger Wachstum aus

Während Analysten eine Verlangsamung des Wachstums auf 3 Prozent im Jahr 2022 prognostizieren, sagte Xi, dass das chinesische Bruttoinlandsprodukt im vergangenen Jahr 120 Billionen Yuan (17,4 Billionen US-Dollar) überschritten habe, was auf ein Wirtschaftswachstum von mindestens 4,4 Prozent schliessen lasse. 

«Die chinesische Wirtschaft verfügt über eine grosse Widerstandsfähigkeit, ein enormes Potenzial und eine grosse Vitalität», sagte Xi. «Die Grundlagen, die das langfristige Wachstum stützen, sind weiterhin stark».

Ökonomen sehen eine wachsende Wahrscheinlichkeit für einen schnelleren und stärkeren Aufschwung im Laufe des Jahres 2023. Nach einem voraussichtlich langsamen Start  von Januar bis März wird sich das Wachstum nach der mittleren Schätzung der von Bloomberg befragten Ökonomen auf 4,8 Prozent für das Jahr beschleunigen.

Corona-Tests aus für Reisende aus China

«Für Analysten ist es schwer, eine vernünftige Prognose abzugeben, wenn man die Unsicherheiten des Virus in den letzten Monaten bedenkt», sagte Hao Zhou, Chefvolkswirt von Guotai Junan International, in einer Notiz am Samstag.

(Bloomberg/rai)