Die Standort-Initiative «Digital Switzerland» möchte die Innovation in der Schweiz vorantreiben und lanciert dazu seit der Gründung vor drei Jahren verschiedenste Projekte. Neben dem «Digital Day» gehören dazu auch diverse Wettbewerbe für Unternehmen und Startups zum Thema Digitalisierung und Innovation.

Doch anstatt die üblichen Förderungsmassnahmen für Startups oder Unternehmen zu lancieren, hat «Digital Switzerland» eine neue Art von Projekt ins Leben gerufen: Als Wetten formulierte Schlüsselprojekte der Digitalisierung in der Schweiz sollen Partner aus Wirtschaft, Wissenschaft, Verwaltung sowie Jungunternehmen zusammenbringen. Christian Wenger, Präsident von «Digital Switzerland» sagt zum Vorhaben: «Es ist eine branchenübergreifende Zusammenarbeit mit gemischten Teams aus Grossfirmen, Startups und Wissenschaft. Das ist einzigartig – und die ersten Resultate sind eindrücklich.» Ein Team hat ein Jahr Zeit, eine eingegangene Wette zu einem Innovationsthema einzulösen.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Grössen der Schweizer Wirtschaft

Initiator Stefan Schöbi betont: «Es geht darum, Unternehmen mit einem sportlichen Charakter herauszufordern. Innovation entsteht nämlich nicht per Knopfdruck, sondern aus einer Gruppendynamik heraus.» Deshalb hat «Digital Switzerland» vor genau einem Jahr 80 Partner zusammengebracht, die am Montagabend ihre eingelösten Wetten im Zürcher Kraftwerk präsentierten. Im Publikum sassen auch hochrangige Firmenchefs und Politiker wie SBB-CEO Andreas Meyer, Ringier-CEO Marc Walder, Helvetia-Chef Philipp Gmür, ABB-Chef Remo Lütolf oder Christophe Darbellay, die alle auch dem Komitee von «Digital Switzerland» angehören.

Insgesamt wurden elf Wetten präsentiert: Die Jury unter dem Vorsitz der Unternehmerin Barbara Josef kürte das Team der Wette «Riva Digital» als Gewinner der ersten Runde. Ihnen wurde ein mit 10'000 Franken dotierter Preis überreicht. Riva Digital hat vor einem Jahr gewettet, ein digitales Ökosystem zur Steigerung der Gesundheitskompetenz mit einem ersten Pilot zur Senkung des Blutdrucks zu etablieren. Entstanden ist eine App, mit der man direkt über die Kamera des Smartphones den Blutdruck messen kann.

Bots mit St.Galler-Dialekt

Neben dem Siegerprojekt hat die Jury aber auch andere Wetten als vielversprechend beurteilt: So hat die Swisscom zusammen mit dem Zürcher Startup Slowsoft im vergangenen Jahr einen Dialekt-Bot entwickelt. Dieser kann telefonisch einen schweizerdeutschen Dialog mit Nutzern führen und soll in Zukunft sogar verschiedene Schweizer Dialekte annehmen können. Diese neue Art von Sprachsteuerung auf Schweizer Dialekte ist auch eine Technik, die für Amazon Alexa oder Apples Siri interessant sein könnte. Das Projekt soll anscheinend auch seitens von Swisscom weitergeführt werden: «Möglich ist, dass die Swisscom die Anwendung für Business Kunden zur Verfügung stellt», sagt Slowsoft-Geschäftsführer Schamai Safra.

Ein weiteres Projekt ist die Gründung einer Firma innerhalb von 48 Stunden über Blockchain. Normalerweise dauert dieser Prozess bis zu sechs Wochen. Initiator des Projekts ist das Startup Proxeus, welches kürzlich mittels eines Initial Coin Offerings über 25 Millionen Franken eingesammelt hat.

Bemerkenswert ist, dass das Zuger Startup es geschafft hat, völlig unterschiedliche Partner an den Tisch zu holen. Bei der Entwicklung der Blockchain zur Gründung einer Gesellschaft hat Proxeus unter anderen IBM, Swisscom, VZ Vermögenszentrum sowie mehrere Anwaltskanzleien und die Stadt Zug zusammengebracht. Obwohl es in der heutigen Zeit logisch erscheint, auf den ganzen Papierkram zu verzichten, ist es selbst beim Verfahren via Blockchain nicht vollends möglich. Es braucht nach wie vor einen physischen Stempel.

Firmengründung innerhalb weniger Stunden

Trotzdem soll die Gründung nun in wenigen Stunden möglich sein. «Wir sind aber einen grossen Schritt voran gekommen und haben an einem einfachen und alltäglichen Beispiel aufzeigen können, wie neue Technologien etwas lösen können», sagt Proxeus-Mitgründer Antoine Verdon. Die Verhandlungen mit den Behörden seien nicht immer einfach gewesen, aber schlussendlich sei es im Kanton Zug nun möglich, rasch und unkompliziert eine Firma zu gründen.

Am Montag wurde auch bereits die zweite Runde des Wettbewerbs eingeläutet: Erneut stellen sich zehn Teams einer Wette, welche die Digitalisierung in der Schweiz voranbringen soll. Eine der Wetten ist beispielsweise der Umgang mit ethischen Herausforderungen auf Spielplätzen in Smart Cities. Dort kommen SIA, Bouygues und SwissProptech zusammen. Oder eine Wette in Zusammenarbeit mit dem Kanton Wallis: Dort soll ein Genehmigungsprozess für Outdoor-Fachkräfte künftig auf einer Blockchain zusammengebracht werden.