Bei Weizenbier denken die meisten zuerst an deutsches Bier. Und das zu Recht. Gerade im Sommer ist ein Hefeweizen, wie man es von Marken wie Erdinger, Schneider und Franziskaner kennt, eine erfrischende Alternative zu den klassischen Lagerbieren. Und die Erfahrung zeigt, dass das aromatische Weizenbier auch Leute überzeugt, die normalerweise dem Bier nicht ganz so zugeneigt sind.
Doch was unterscheidet das Weizen vom Lagerbier? Erstens wird es nicht nur mit Gerstenmalz gebraut, sondern eben auch mit Malz aus Weizen. Zweitens kommt statt der untergärigen Lagerbier-Hefe eine obergärige Hefe zum Einsatz, die mehr Ester produziert – chemische Verbindungen, die fruchtige und liebliche Noten verantworten. Sie sind auch für das berühmte Bananenaroma verantwortlich, das viele Weizenbiere prägt. Und nein, Früchte hat es nicht in diesem Bier!
Der Champagner unter den Bieren
Und drittens wird klassisches Weizenbier nicht filtriert, weshalb das Bier nicht nur trüb, sondern auch aromatischer ist. Bei traditionellem Weizenbier findet wie beim Champagner der letzte Teil der Gärung sogar direkt in der Flasche statt, womit eine elegantere Kohlensäure entsteht – und am Flaschenboden ein deutlicher Hefesatz, den man, je nach Vorliebe, mit ins Glas einschenkt und damit das Hefearoma noch verstärkt. Das ist auch der Grund dafür, dass man ein deutsches Weizenbier besser nicht aus der Flasche trinkt.
Beim Namen gibt es viele Missverständnisse. So existiert kein Unterschied zwischen einem Weizenbier und einem Weissbier. «Weiss», «blanche» oder «white» ist vielmehr eine traditionelle Kennzeichnung für jedes Bier mit Weizen, dem weissen Getreide. Nichts zu tun hat «weiss» mit der Farbe des Bieres. Gerade in Bayern gibt auch sehr dunkle Weissbiere. Um Missverständnisse zu vermeiden, werden für die Farbe daher Begriffe wie «blond», «pale» oder «hell» verwendet.
Das ältestes Schweizer Weizenbier gibts in Basel
In der Schweiz wurde lange kein Weizenbier gebraut. Als erstes gilt gemeinhin das 1976 lancierte Bier der Actienbrauerei Frauenfeld. Weil diese nicht mehr existiert, dürfte indes die Basler Brauerei Fischerstube mit ihrem seit 1977 primär lokal vertriebenen Ueli Weizen den Rekord halten. Nachdem sich lange das Gerücht hielt, Schweizer Brauer seien nicht fähig, Weizenbier zu brauen, hat heute fast jede Brauerei eines im Sortiment.
Nicht jedes Weizen hat deutsche Gene. Gerade Brauereien aus der Romandie orientieren sich gerne an belgischen Rezepten, bei denen nebst ungemälztem Weizen auch Koriander oder Orangenschalen zum Einsatz kommen. Das Bier wird damit etwas leichter, es eckt aber wegen des Koriandergeschmacks mehr an. Auch das Weizen der Deutschschweizer Grossbrauerei Feldschlösschen hat eher einen belgischen Pass und keinen deutschen. Dass Feldschlösschen ein grosser Importeur von deutschem Weizenbier ist, ist da sicher mehr als nur ein Zufall.
Typisch: Das Original aus Bayern
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Das Hefeweizen von Weihenstephaner stammt nicht nur aus der mutmasslich ältesten Brauerei der Welt, es ist auch so, wie man sich ein deutsches Weizen vorstellt: Aromen von Banane und Nelke, dank Flaschengärung gut eingebundene Kohlensäure und fast schon cremige Textur.
Hefeweissbier, Bayerische Staatsbrauerei Weihenstephan, Freising D. Hefeweizen, 5,4% vol. Alk., 0,5 Liter, circa 2.50 Franken.