Vom 3. bis zum 13. März findet der Genfer Automobilsalon statt, zum 75. Mal in 82 Jahren. Die Tradition der Ausstellung geht sogar weiter zurück: Zum allerersten Mal war die damalige Schweizer Auto- und Veloausstellung vor genau 100 Jahren über die Bühne gegangen. Mehr als 17 500 Besucher schauten sich die Stände von 37 Ausstellern an, die hohe Zahl der vor Ort getätigten Geschäfte zeigten, dass das Auto mehr war als ein einfaches Luxus- oder Sportgerät für die kaufkräftigsten Schichten.

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1906 gab es eine zweite Ausstellung, 1907 eine dritte in Zürich. Genf hätte den Anlass zwar weiterhin gerne durchgeführt, die Probleme der Schweizer Autoindustrie und die damals verbreitete Autofeindlichkeit brachten die Calvin-Stadt aber dazu, freiwillig zu verzichten.

Erst 1923 findet die Ausstellung wieder am Genfersee statt – und erstmals heisst der Anlass «Salon». Mehr als 30 000 Besucher werden gezählt, 100 Autos verkauft. Robert Marchand, Präsident des Anlasses, begreift rasch, dass Genf einiges tun muss, will man den Salon zu einer jährlichen Veranstaltung machen und in Genf behalten. Er ruft das Comitée permanent du Salon ins Leben, um schon 1924 den diesmal «international» genannten Auto-, Motor- und Fahrradsalon durchzuführen. Nach wie vor fehlt aber ein geeignetes Gebäude. In nur sechs Monaten wird deshalb der Palais des Expositions heraufgezogen, im Juni 1926 kann der 3. Automobilsalon über die Bühne gehen.

Die dramatisch schwierige Wirtschaftslage in den dreissiger Jahren gingen am Autosalon relativ spurlos vorbei. 1939 wurde sogar ein Drittel mehr Besucher gezählt als im Vorjahr. Man kündigte stolz den 17. Salon auf den 1. März 1940 an. Doch der sollte erst acht Jahre später stattfinden.

In den fünfziger Jahren boomte der Salon sowohl wirtschaftlich als auch in der Gunst des Publikums, doch das führte auch zu Problemen. Die Motorisierung der Schweiz brachte es mit sich, dass immer mehr Menschen mit dem Auto an den Salon wollten. Das Parkplatzproblem wurde virulent.

Seit 1982 findet der Salon im Palexpo-Gebäude statt, das erste Mal auf einer Fläche von 60 000 Quadratmetern.

Die Bedeutung, welche die internationalen Automobilkonzerne dem Genfer
Automobilsalon beimessen, hat vor allem damit zu tun, dass es keine Schweizer Autoindustrie mehr gibt. Damit kommt niemand auf die Idee, die eigene nationale Industrie zu bevorzugen, und die tatsächliche Bedeutung der verschiedenen Marken ist bei der Verteilung der Standplätze einziges Kriterium. Die für Genf, die Region und das ganze Land wichtige

Veranstaltung hat übrigens auch nichts mehr mit einer Verkaufsausstellung zu tun. Sie ist vielmehr ein Prüfstand für neue Entwicklungen geworden, an der künftige Technologien für den Automobilbau und die Transportindustrie gezeigt werden – Kraftstoffe, Sicherheit, Unterstützungstechnik usw. Dies macht den Salon zum weltweit wichtigsten Schaufenster für die Industrie. Die 6000 Medienvertreter aus 80 Ländern, die sich dafür akkreditiert haben, sind Beweis genug. Joëlle de Syon

Joëlle de Syon ist Co-Autorin des Buches «1905–2005. 100 Jahre automobile Fortschritte. Internationaler Automobilsalon Genf», Verlag Slatkine