Ab dem 1. April wird Airbnb im Kanton Baselland automatisch Gasttaxe einziehen von allen Personen, die über die Plattform buchen. Diese Gebühren leitet Airbnb an Baselland Tourismus weiter. Damit kommt Bewegung in eine Angelenheit, wegen der Airbnb jahrelang in Kritik stand: Dass die Zimmeranbieter über Airbnb nicht die gleichen Abgaben zahlen wie Hotels das tun. Das ändert sich jetzt in Baselland.

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Pro Tag 3.50 Franken zahlen Gäste automatisch mit der Buchung einer Unterkunft. Dafür erhalten Touristen eine räumlich unbegrenzte Fahrkarte für den Tarifverbund Nordwestschweiz und einen Gästepass, der ihnen eine Ermässigung für rund 50 Freizeit- und Tourismuseinrichtungen gewährt. «Mit den Gasttaxeneinnahmen wird die Entwicklung des touristischen Angebots zielgerichtet gefördert», heisst es in einer gemeinsamen Mitteilung von Baselland Tourismus und Airbnb vom Dienstag. Seit der Einführung der Gasttaxe im Jahr 2014 seien auf diese Weise über 40 Projekte im Kanton Zug realisiert worden.

Airbnb hat sich gebeugt, jetzt sind die Kantone gefragt

Baselland ist der zweite Kanton nach Zug, in dem Airbnb seine Abgabenzahlung anpasst und die gleiche Summe berappt wie Hotels und Herbergen. Damit ist ein Anfang gemacht. «Endlich», werden die Kritiker aus der Hotellerie sagen, die jahrenlang auf eine Gleichbehandlung von Airbnb gepocht haben. Der Druck auf Airbnb ist global gestiegen, so dass der Anbieter mittlerweile mit über 350 Städten und Gemeinden weltweit eine Vereinbarung über die Abgabe von Gasttaxen geschlossen hat.

 

Pro Tag 3.50 Franken zahlen Gäste in Baselland automatisch mit der Buchung einer Unterkunft.

Mit der Automatisierung der Abgabe sinkt aber nicht nur der administrative Aufwand, sondern Airbnb kann auch sicherstellen, dass «ihre» Gastgeber die Taxe für die Gäste entrichten. Das begrüsst auch Tobias Eggimann, Geschäftsführer von BasellandTourismus. «Das digitale Einziehungsverfahren sichert die lückenlose Umsetzung des kantonalen Gasttaxengesetzes auf eine sehr effiziente Weise». 2017 hat es rund 3700 Ankünfte im Kanton Baselland gegeben, die über Airbnb abgewickelt wurden. Umgekehrt wurden 22'000 Reisen aus dem Kanton in die ganze Welt über Airbnb gebucht.

Die automatische Überweisung von Airbnb an die Kantone – eine Win-Win-Situation für die Plattform und die Kantone, könnte man denken. Warum beteiligen sich dann nicht alle Kantone daran? Die grossen Tourismuskantone Wallis, Graubünden, Bern oder Tessin stehen noch aus, auch den Zürich, Basel und Genf fehlen noch. Zug und Baselland sind Zwerge im Vergleich zu den touristischen Hochburgen der Schweiz

Airbnb spielt den Ball den Gemeinden zu

Das Problem: Jeder Kanton und jede Gemeinde hat eigene Anforderungen und Zuständigkeiten bei den Gasttaxen. «Ob und wie schnell eine Vereinbarung zustande kommt, hängt von vielen Faktoren ab – wie der Bereitschaft des jeweiligen Kantons, den rechtlichen Rahmenbedingungen und den Anforderungen an die technische Implementierung», sagt Isabelle Klot, Mediensprecherin von Airbnb zur «Handelszeitung». Eine technische Umsetzung sei nicht von «heute auf morgen» zu bewerkstelligen.

Airbnb führt derzeit Verhandlungen mit weiteren Kantonen. Klot ist zuversichtlich, dass es bald zu weiteren Partnerschaften kommen wird. Im Kanton Tessin zum Beispiel besteht eine Regelung zur Erhebung der Kurtaxe für alle Beherbergungsbetriebe. Trotzdem dauert die Umsetzung: «Zur besseren Verwaltung und zur Erleichterung der Kontrollen müssen einige Korrekturen vorgenommen werden. Wir sind derzeit an der Erarbeitung eines Vorschlags, der dem Kanton zur Abstimmung vorgelegt werden wird», sagt Jutta Ulrich, Mediensprecherin von Tessin Tourismus.

In einem ersten Schritt hat der Tourismusverband nun eine Information zur aktuellen Gesetzgebung für Gäste in die Buchungsplattform von Airbnb eingebunden, die im Tessin über Airbnb buchen.

App Airbnb

2017 hat es rund 3700 Ankünfte im Kanton Baselland gegeben, die über Airbnb abgewickelt wurden.

Quelle: Chesnot / Getty Images

Stadt Basel: Vereinbarung kurz vor dem Abschluss

In der Stadt Basel kümmert sich nicht der Tourismusverband, sondern das Amt für Wirtschaft und Arbeit um die Verhandlungen mit Airbnb. Hier ist ein Erfolg abzusehen:  Amtsleiter Samuel Hess sagt gegenüber der «Handelszeitung»: «Wir rechnen damit, dass wir bis Ende vom ersten Quartal die Vereinbarung unterschriftsbereit haben.»

Kompliziert wird es dagegen in Graubünden mit all seinen Skigebieten: Dort hat das kantonale Parlament diese Woche eine neue Beherbergungsabgabe verabschiedet. Diese sieht einen Wechsel von der Frequenz zur Kapazität vor, indem beispielsweise die Anzahl Zimmer in einem Beherbergungsbetrieb als Berechnungsgrundlage gilt. Die Abrechnung erfolgt mit anderen Worten anhand von Pauschalen und nicht pro Gast und Übernachtung.

Aufgrund dieses Wechsels zur Besteuerung der Kapazität ist eine Erhebung der Abgabe durch Airbnb nicht möglich. «Airbnb rechnet nach der Anzahl der Übernachtungen in den verschiedenen Gemeinden ab. Technisch geschieht dies dadurch, dass für jede Gemeinde eine Postleitzahl hinterlegt wird», erklärt Toni Hess, Leiter des Rechtsdienstes der kantonalen Steuerverwaltung. Viele Gemeinden wollen pauschal abrechnen. Airbnb verhandelt aber nicht mit einzelnen Gemeinden, sondern strebt eine kantonale Lösung an. Diese ist in Graubünden wohl nicht so schnell zu veranlassen. Allerdings ist der Anteil an Airbnb-Buchungen in Graubünden überschaubar.

Auch Airnb zieht die Schraube an

In der ganzen Schweiz dagegen waren 2017 rund 100'000 Betten auf Airbnb verfügbar. Gegenüber dem Vorjahr verdoppelte sich das Angebot in der Schweiz. Noch immer bieten Hotels und Herbergen dreimal mehr Betten an, doch diese Branche stagniert, während Airbnb unaufhörlich wächst. Die meisten Gastgeber sind laut Airbnb Privatpersonen, die einzelne Zimmer in ihrem Zuhause oder gelegentlich die ganze Wohnung an Gäste vermieten, wenn sie selbst nicht da sind. Darüber hinaus nutzen auch professionelle Anbieter, wie beispielsweise Bed&Breakfasts oder Boutiquehotels die Plattfom als zusätzlichen Vermarktungskanal.

Die Homesharing-Plattform hat das Angebot in den letzten Jahren stetig an Anforderungen von Behörden und Hauseigentümern angepasst, um Kritikern gerecht zu werden. Auf der Vermietungsplattform können mittlerweile Angaben zu Feuerschutz oder Barierefreiheit gemacht werden, die Bewertungsrate der Vermieter und Mietenden ist straffer geworden und es kann zu Sanktionen kommen, wenn die Vermieter oder Mieter Bedingungen nicht erfüllen.

Nationale Lösung angestrebt

Bis heute hat die Homesharing-Plattform Kurtaxen von über eine halben Milliarden Dollar an über 340 Gemeinden weltweit von ihren Gästen weitergeleitet In Frankreich hat Airbnbbis Ende Januar mehr als 13 Millionen Euro an französische Städte überwiesen. Das ist doppelt so viel wie im Vorjahr. Nun hat sich Airbnb verpflichtet, die automatisierte Steuererhebung in Frankreich auf über 15'000 Städte auszudehnen. Mit diesem Umfang kann Airbnb in Frankreich de-facto eine nationale Lösung schaffen. In der Schweiz ist diese noch nicht in Sicht – und vielleicht auch gar nicht möglich.