Im Juni hat das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) seine Prognosen erneut nach unten revidiert. Gingen die Konjunkturexperten des Bundes noch im März von einem Rückgang der Schweizer Wirtschaft um 2,2 Prozent aus, so nehmen sie nun an, das Bruttoinlandprodukt werde 2009 gar um 2,7 Prozent schrumpfen.

Regelrecht eingebrochen sind die Exporte, wo für 2009 insgesamt mit einem Rückgang um über 11 Prozent gerechnet wird. Besonders gebeutelt ist die Industrie. Die Branche erleidet derzeit rekordverdächtige Einbrüche. Produktion und Umsatz sanken um fast 10 Prozent, der Bestellungseingang gar um 18 Prozent. Noch versuchen viele Betriebe, mit Kurzarbeit über die Runden zu kommen. Seit März 2009 hat sich die Zahl der Kurzarbeitenden auf 80  000 verdoppelt.

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Experten gehen davon aus, dass viele dieser Arbeitnehmenden in den kommenden Monaten arbeitslos werden. Das Seco erwartet einen Anstieg der Arbeitslosenrate von heute 3,8 auf 5,5 Prozent im nächsten Jahr. Rund 200  000 Schweizer werden dann arbeitslos sein. Damit erreicht die Schweiz schon bald die Werte der letzten Krise Mitte der neunziger Jahre, die für die Schweiz so etwas wie einen Paradigmenwechsel darstellte. Bis dahin bewegten sich die Arbeitslosenzahlen in der Schweiz über Jahrzehnte auf tiefstem Niveau (siehe Grafik unten). Dass selbst im Nachgang der Ölkrise in den siebziger Jahren – 1975 verminderte sich das Bruttosozialprodukt der Schweiz um 7,7 Prozent (!) – die Arbeitslosigkeit tief blieb, hängt damit zusammen, dass diese einfach ins Ausland exportiert wurde: In kürzester Zeit kehrten mehr als 100  000 Fremdarbeiter in ihre Heimat zurück.

Auch wenn für die Schweiz die Tage der Vollbeschäftigung vorbei sind, so steht sie selbst in der jetzigen Krise verhältnismässig gut da. Im Euroraum wird das BIP 2009 laut Schätzungen um 4,7 Prozent zurückgehen, in den USA um 3 Prozent. Die Arbeitslosigkeit im Euroraum beträgt derzeit 9,2 Prozent. Spitzenreiter ist Spanien mit einer Arbeitslosenrate von 18,1 Prozent. In Deutschland ist die Arbeitslosenrate mit 7,7 Prozent unter dem Mittel, dafür liegt der erwartete BIP-Rückgang für das Jahr 2009 von 6,2 Prozent klar über dem Schnitt Resteuropas. Auch in unserem nördlichen Nachbarland sind die Exporte besonders stark eingebrochen.