5,0 Liter, 4,9 Liter, 4,5 Liter – wer bietet weniger? Nein, wir reden hier nicht über leichte Kleinstwagen mit Zwei- und Dreizylindermotoren, sondern über repräsentative Oberklassemodelle mit Verwöhnprogramm in der 180-PS-Liga. Zwischen Audi, BMW und Mercedes tobt ein spannender Dreikampf um die Krone der sparsamsten Vollformat-Limousine der Welt. Begonnen hatte den begrüssenswerten Wettlauf Mercedes mit seinem sogenannten Wunderdiesel schon Anfang 2009. Der E 220 CDI glänzte mit einem Normverbrauch von nur 5,3 Liter Diesel pro 100 Kilometer. Kurz darauf folgte BMW und reklamierte 4,9 Liter für den 520d. Darum hat wohl auch Audi den kürzlich eingeführten A6 2.0 TDI unter die magische Fünf-Liter-Marke gedrückt. Klar, da musste Mercedes nachziehen. Der E 220 CDI wurde von Daimler inzwischen auf 5,0 Liter nach unten korrigiert.

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In den bisherigen Vergleichen konnte sich stets der 520d an die Spitze setzen. Trotzdem ruht sich BMW nicht auf den Lorbeeren aus, sondern läutet eine neue Rekordrunde ein: Für 550 Euro extra gibt es ab sofort den 520d Efficient Dynamics Edition. Durch optimierte Motorsteuerung, frühere Hochschaltempfehlungen, spezielle Aeroräder und vor allem die längere Hinterachsübersetzung (1:3,077 statt 1:3,385) soll der Normverbrauch des 1,7 Tonnen schweren Viertürers auf 4,5 Liter sinken. Das entspricht 119 Gramm CO2 pro Kilometer, und so fährt der auf Effizienz getrimmte 520d bei der Steuer zum Sockelbetrag von 190 Euro pro Jahr. Für A6 und E 220 CDI dagegen wird eine Strafsteuer fällig, da sie über 120 Gramm CO2 pro Kilometer ausstossen. Doch was sind die Papierwerte wirklich wert? Halten die drei Limousinen in der Praxis ihre Verbrauchsversprechen? AUTO BILD hat es überprüft, und das nicht nur auf der normalen Verbrauchsrunde, sondern zusätzlich auf einer speziellen Sparfahrt. Rausgekommen ist wahrlich Beachtliches. Alle drei sind Wunderdiesel und Verbrauchskünstler.

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BMW hat nicht (viel) zu viel versprochen: 5,6 Liter schluckte der 520d bei Normalfahrt mit Vollgasanteil auf der Autobahn. Und bei bewusst sparsamer Fahrweise nur 4,8 Liter. Damit liegt er sehr nah an seinem Laborwert. Umgerechnet sind das rund 6,72 Euro reine Spritkosten pro 100 Kilometer beim aktuellen Dieselpreis. Sowohl Audi als auch Mercedes müssen sich dem Sparakrobaten aus München geschlagen geben. Beide verheizen mehr Diesel und verfehlen ihre Werksangaben stärker als der BMW. Trotzdem: Sparsamer als unsere Testkandidaten ist sonst kein schweres Prestigemodell. Billig sind die drei Business-Bomber aber nicht. Die gut ausgestatteten Testwagen kosten jeweils weit über 40.000 Euro. Am günstigsten ist der Einstieg in die Oberklasse noch beim BMW, der hier für 42.250 Euro vorfährt. Weil der Münchener auch bei Wiederverkauf und Wartung vorn liegt, sichert er sich ganz locker das Kostenkapitel. Mercedes-Käufer zahlen traditionell einen kräftigen Aufschlag. Dafür erhalten sie zwar ein grosses, repräsentatives Auto, müssen aber mit Komfortschwächen leben.

Bei der Qualität und den Alltagstugenden wie Platzangebot, Kofferraumvolumen sowie Zuladung herrscht quasi Gleichstand. Nur beim Trailerbetrieb hat der frontangetriebene Audi (Anhängelast 1600 Kilo) Nachteile gegenüber den beiden Hecktrieblern (2000/1900 Kilo). In konstruktiven Details zeigt der BMW die meiste Raffinesse. So öffnet der mit Komfortzugang (790 Euro) ausgerüstete Testwagen durch einen gezielten Tritt unters Heck den Kofferraum ohne jede Berührung – sehr praktisch, wenn der mit Tüten überladene Fahrer aus dem Supermarkt kommt. Ausserdem nimmt die Sprachsteuerung im 520d Zielbefehle inklusive Hausnummer in einem Rutsch entgegen und arbeitet schneller als die im Audi oder Mercedes – es sind diese kleinen Nuancen, die den BMW technisch heller strahlen lassen als seine beiden Konkurrenten. Auch ein automatisiertes Notrufsystem ist bei Audi und Mercedes nicht vorhanden. Trotzdem sollte BMW bei der Sicherheitsausstattung (das System "Active Protection" kostet 310 Euro extra, kein Knieairbag) nachlegen. Wichtiger Mercedes -Vorteil: Die E-Klasse hat mit 11,30 Metern den kleinsten Wendekreis.

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Beim Abrollkomfort spricht alles für den 520d. Der mit aktiven Dämpfern bestückte Testwagen (1300 Euro) bietet ein breites Spektrum zwischen verschärftem Dynamikprogramm (Sport+) und souveränem Gleitergefühl (Comfort+). Dazu kommt der serienmässige Eco-Pro-Modus, in dem sich die Sparfüchse austoben. Durch behutsame Fahrweise sammelt der BMWPilot künstliche Bonuskilometer. Blaue Ziffern im Display zeigen, wie sich die Reichweite gegenüber dem Normal-Modus verlängert – eine nette Spielerei mit Erziehungseffekt. Zur lahmen Ente wird der Spar-520d dadurch zum Glück nicht. Wegen seiner längeren Übersetzung steigt seine Spitzengeschwindigkeit gegenüber dem normalen 520d sogar um vier km/h auf Tempo 231. Die Kehrseite: Beim Durchzug – speziell im ewig langen sechsten Gang – muss sich der BMW dem A6 und der E-Klasse geschlagen geben. Der Audi tritt als Einziger mit Luftfederung (1950 Euro) zum Vergleich an, kann damit aber nicht überzeugen. Er wirkt zwar spritzig und handlicher als 520d und E-Klasse, Absätze und kleine Unebenheiten in der Strasse kommen aber zu ungefiltert in den Innenraum durch.

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