Audi TT RS: Aller guten Dinge sind fünf

Letzten Sommer feierte Audi den 100. Geburtstag. Ich gratuliere nachträglich. Doch den für mich persönlich wichtigeren Geburtstag feiern die Herren der Ringe am Genfer Auto-Salon im März: den 29.  Geburtstag des Audi Quattro mit Allradantrieb, Fünf-Zylinder-Turbomotor und 200 PS. Nie vergesse ich, wie ich – GTI-Fahrer mit Vokuhila-Frisur und roten Fiorucci-Hosen – mich zum Objekt der PS-Begierde vorkämpfte, um dort statt meines Traumautos auf Papier eine verbale Ohrfeige zu bekommen: «Sorry, keine Prospekte für Kinder. Dieses Auto ist Männersache.» Das sass. Ich habe mir nie einen Audi gekauft. Das hat man in Ingolstadt locker verschmerzt. Denn mit dem Ur-Quattro begann Anfang der achtziger Jahre der Aufbruch zu neuen Ufern: Audi wurde dank Rennerfolgen vom Auto für Rentner zum Auto für Sportler. «Vorsprung durch Technik», hiess es schon damals. Nun kann diese Erfolgsgeschichte weitergehen – nach über zehn Jahren Pause feiert das Motorkonzept des Ur-Quattro im Audi TT RS sein Comeback.

Fährt sich gut. Wie in den guten alten Zeiten, als Lust an der Leistung noch kein Verbrechen war, als Sportwagen bewundert und nicht angezündet wurden, schwört Audi wieder auf fünf Zylinder und Turbolader. In Kombination mit der Benzindirekteinspritzung kommt der 2,5-Liter auf 340 PS und 450 Newtonmeter. Das tönt nicht nur gut, sondern fährt sich auch so. In 4,6 Sekunden sprintet er auf Tempo 100 – da hatte der Ur-Quattro vor 29 Jahren nicht mal Tempo 80 erreicht. Tempo 250 schafft der TT RS locker. Für jene, die gerne mit Highspeed bluffen und gewillt sind, 2730 Franken zu investieren, hebt Audi die elektronische Selbstkasteiung auf und lässt das Coupé 280 Sachen rennen. Da das sowieso keiner macht, gibt es noch ein Karbon-Designpaket obendrauf. Beziehungs-weise drunter, denn die teuren Teile schmücken nur den Motorraum. Obwohl man mit solchen Leistungswerten heutzutage nur noch beim Quartettspielen und am Stammtisch punkten kann, brauchen TT-RS-Fahrer Umweltdiskussionen nicht zu fürchten. Denn mit einem Verbrauch von 9,2 Litern und einem CO2-Ausstoss von 214 Gramm pro Kilometer fährt man für diese Leistungsklasse quasi im grünen Bereich. Der färbt sich freilich schnell rot, drückt man die Sporttaste auf der Mittelkonsole. So wird die Lenkung direkter, der Motor reagiert aggressiver auf die Gasstösse des Fahrers, und im Auspuff öffnet sich eine kleine Klappe mit grosser Wirkung: Wer so unterwegs ist, braucht sich keine teuren AC/DC-Tickets auf dem Schwarzmarkt zu kaufen.