Gegen die Grossen, die Global Players, haben kleine Handwerksbetriebe keine Chance. Sie sind teurer, weil sie keine grossen Serien fertigen können, und sie sind nur lokal verankert. Oder: Gegen die Grossen, die Global Players, haben kleine Handwerksbetriebe alle Chancen der Welt. Sie sind nahe beim Kunden, weil sie lokal verankert sind, und sie sind flexibler, weil sie keine grossen Serien fertigen müssen. Sie bieten den Kunden individuelle Lösungen.

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Das Buch «Strategien des Handwerks» zeigt anhand von sieben Beispielen aus sechs europäischen Ländern, wie aus der Summe von vielen Handwerksbetrieben ein grosses Netzwerk entstehen kann, das die Vorteile beider Unternehmenstypen vereinigt. Aus der Schweiz ist leider keines dabei.

Die Leipziger Firma Tectonet vernetzt 400 Kleinbetriebe aus der Baubranche zu massgeschneiderten Generalunternehmen, die auch sehr grosse Projekte bewältigen können. Das Netzwerkunternehmen vergleicht sich gerne mit einer clever navigierenden Flotte, die beweglicher ist als ein Riesentanker.

Globales Marketing für Kleinunternehmen bietet Promosedia im norditalienischen Friaul. In dieser Vermarktungsorganisation sind 120 Stuhlproduzenten zusammengeschlossen, die mit einem gemeinsamen Qualitätslabel den Weltmarkt erobern wollen.

Die Pflanze Färberwaid (Isatis tinctoria) hat dem Südwesten Frankreichs im 16. Jahrhundert schon einmal Wohlstand gebracht. Aus ihr lässt sich ein besonders zarter blauer Farbstoff gewinnen. Die Firma Bleu de Lectoure knüpft an diese Tradition an und produziert Farbe nach alten Rezepten. Aber nicht nur: Die Initianten wollen die ganze Wertschöpfungskette wiederbeleben – vom Landwirt über das Farblabor bis zum Textilunternehmen. Lauter kleine und mittlere Betriebe. Und warum sollte nicht einer der ganz Grossen Kunde bei den Kleinen werden? Die Airbus-Produktion befindet sich in der Region, und Flugzeuge brauchen farbige Stoffe für die Innenausstattung. Zum Beispiel eben Bleu de Lectoure.

Wiederbelebung des Handwerks ist alles andere als ein Nostalgietrip. Wenn man die lokalste aller Produktionsweisen, das Handwerk, mit dem globalsten aller Medien, dem Internet, verknüpfen kann, entsteht eine neue, überaus dynamische Mischung. – Ein spannendes Buch, das Hoffnung macht.

Landschaft des Wissens (Hrsg.): Strategien des Handwerks
Haupt Verlag, Bern, 368 Seiten, Fr. 48.–