Zwischen den Technologieriesen im kalifornischen Silicon Valley und der Autoindustrie bahnt sich der grosse Schulterschluss an. Das Smartphone soll das Auto erobern. Oder besser: Das Auto soll selber zum Smartphone werden.

Die grossen Autohersteller wollen die Informations- und Unterhaltungssysteme in ihren Fahrzeugen mit Betriebssystemen der Smartphones ausrüsten. Die Autos von heute sollen vernetzt sein und direkt mit dem Internet verbunden werden. Technologie-Giganten wie Apple und Google gehen daher mit internationalen Autoriesen Partnerschaften ein. Das Silicon Valley hat Blut geleckt – und wittert ein Milliardengeschäft.

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Kooperation mit Volvo, Mercedes und Ferrari

Vorgestellt werden die ersten Blüten dieser Kooperationen am internationalen Auto-Salon in Genf, der zwischen dem 6. und 16. März stattfindet. Im Zentrum steht die Zusammenarbeit zwischen Apple und den Autoherstellern Volvo, Mercedes und Ferrari. Diese präsentieren in Genf das sogenannte «CarPlay» des Konzerns aus dem kalifornischen Cupertino. Das Informations- und Unterhaltungssystem soll das iPhone und dessen Dienste verstärkt in die Autos integrieren.  

Laut einer Mitteilung von Apple bietet «CarPlay» einen einfachen Weg, um auf «intuitivem Weg» mit einer einzigen Berührung Telefonanrufe zu tätigen, Strassenkarten zu gebrauchen, Nachrichten zu verfassen oder Musik zu hören. Dabei spielt Apples Spracherkennungssoftware «Siri» eine zentrale Rolle.

Über einen Knopf am Lenkrad kann der Fahrer beispielsweise den persönlichen Sprachassistenten aktivieren. «Siri» liest dann etwa Textnachrichten vor oder nimmt die gesprochenen Antworten auf und verschickt sie. Der Fahrer könne sich derweil weiter auf die Strasse konzentrieren und werde nicht abgelenkt, versichert Apple. Gerade der Sicherheitsaspekt hatte die Behörden bei ähnlichen Innovationen von Autoherstellern auf den Plan gerufen.

Enge Zusammenarbeit

Der iPhone-Hersteller will «CarPlay» im grossen Stil an die Nutzer bringen. Geplant ist die Integration des Systems auch in Autos von BMW, General Motors, Honda, Jaguar, Subaru, Toyota, Peugeot Citroën und den Modellen vieler anderer Hersteller.

Wie konsequent Apple seine Pläne zum «iCar» verfolgt, zeigt das Beispiel Audi. Der deutsche Hersteller arbeitet eng mit dem iPhone-Hersteller zusammen. In einem Interview mit dem «Manager Magazin» verrät Ricky Hudi, Technikentwickler bei Audi, dass am Apple-Hauptsitz ein modularer Infotainment-Baukasten stehe, «wie er auch in aktuellen Audi-Modellen zum Einsatz kommt.»

Im Silicon Valley habe man ein eigenes Audi-Entwicklungslabor, dort arbeitet man mit Apple zusammen. «Künftig werden wir das Betriebssystem iOS ebenfalls direkt in die Audi-Modelle integrieren», so Hudi gegenüber dem «Manager Magazin». 

Fahrer sollen wählen können

Audi kooperiert gleichzeitig mit dem US-Internetgigant Google. Dessen Betriebssystem Android soll in den Gefährten von Audi integriert werden – als Alternative zu Apple. «Kunden können sich dann aussuchen, ob sie Android-Smartphones oder Apples iOS-Geräte im Auto verwenden wollen», sagt Hudi. Auch bei  Ford ist der Wandel bereits Programm: Auf der Mobilfunk-Messe Mobile World Congress in Barcelona stellte der US-Autobauer kürzlich ebenfalls ein neues Informations- und Unterhaltungssystem vor.

Das Elektroauto Tesla könnte bald mit Apples Betriebssystem ausgestattet sein. Vergangenen Herbst traf der bei Apple zuständige Chef für Akquisitionen Tesla-Boss Elon Musk. Seither kursieren Übernahme-Gerüchte, Apple wolle sich den US-Autohersteller unter den Nagel reissen. Auch über eine Beteiligung Apples an bestimmten Projekten wird spekuliert: So könnte der Konzern bei Teslas geplanter Batteriefabrik einsteigen. So oder so: Apples Interesse an Kooperationen mit Autoherstellern ist riesig.