Birkenstock hat genug: Ab Januar 2018 will der deutsche Schuhhersteller seine Lieferungen an Amazon Europa stoppen. Das schreibt das Unternehmen in einer Mitteilung. Damit können Konsumenten neue Birkenstock-Schuhe nicht länger über die Seite des US-Riesen beziehen.

Birkenstock zieht mit diesem Schritt Konsequenzen aus einem Missstand, den das deutsche Familienunternehmen wiederholt bemängelt hatte: Auf der von Amazon betriebenen Plattform «Marketplace» würden immer wieder minderwertige Produktfälschungen angeboten, heisst es von Seiten der Firma. Damit seien die Markenrechte von Birkenstock wiederholt verletzt worden und Verbraucher über die Herkunft der Ware getäuscht worden. Bei «Marketplace»-Verkäufern handelt es sich um unabhängige Verkäufer, die sowohl neue als auch gebrauchte oder wieder hergestellte Ware sowie Sammlerexemplare anbieten.

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Amazon geht nicht ausreichend gegen Fälschungen vor

Birkenstock ist dabei unzufrieden, dass Amazon über «Marketplace» gehandelte Fälschungen nicht ahnde und von der Plattform verbanne. Eine verbindliche Erklärung, dafür zu sorgen, dass keine Nachahmungen von Birkenstock-Produkten mehr auf dem Marktplatz angeboten werden, stehe bis heute aus, schreibt Birkenstock. Stattdessen sei es immer wieder zu Rechtsverstössen gekommen, die Amazon nicht proaktiv verhindert hätte. Als Konsequenz werde Birkenstock die Geschäftsbeziehungen mit Amazon in Europa nun einstellen. Die «Bild am Sonntag» hatte am Wochenende über das Zerwürfnis berichtet.

Betroffen ist die Amazon EU S.à.r.l. in Luxemburg. Dieser Schritt ist ein weiterer in einer länger währenden Debatte. Bereits vor einem Jahr hat Birkenstock sich von Amazon in den USA zurückgezogen, aus den gleichen Gründen. Damals schrieb David Kahan, CEO von Birkenstock USA, in einem Memo an seine Mitarbeiter. «Der Amazon-Marketplace, der als offener Markt agiert, schafft ein Umfeld, in dem wir inakzeptable Geschäftspraktiken erleben, von denen wir glauben, dass sie unsere Marke gefährden».

Aber auch Kunden ermahnt Birkenstock, die Augen offen zu halten. Sollten sie Schuhe des deutschen Herstellers auf der von Amazon betriebenen Plattform «Marketplaces» finden, könne Birkenstock nicht garantieren, dass diese Produkte von ihnen selbst stammen. Sie könnten gefälscht, gestohlen oder unter fragwürdigen Umständen produziert worden sein, schrieb Kahan damals in der Memo. Man solle nur bei autorisierten Händlern kaufen.

Pharmakonzern Johnson & Johnson zog Produkte von Amazon zurück

Birkenstock ist nicht das erste Unternehmen, das aufgrund solcher Schwierigkeiten mit Amazon aneinander gerät. Auch der Pharma- und Konsumgüterhersteller Johnson & Johnson hatte schon vor Jahren etliche seiner Produkte vom Marktplatz zurückgezogen. Dass die Sandalen als «must-have»-Stück auch Fälschungen nach sich zieht, liegt nahe. Je beliebter ein Schuh, desto mehr Fälschungen finden ihren Weg auf dem Markt.Birkenstock ist mit über 3500 Mitarbeitern der grösste Arbeitgeber der deutschen Schuhindustrie, die Produkte werden in mehr als 100 Ländern verkauft.

Mit seinen Sandalen hat Birkenstock in den vergangenen Jahren ein Revival erlebt. Nachdem die auch als Öko-Schlappen abgestempelten Sandalen schon in den 80er- und 90er-Jahren immer mal mehr oder weniger beliebt waren, lagen sie diesen Sommer voll im Trend. An Modeshows, in Fashion-Zeitschriften und an den Füssen von Prominenten tauchten sie auf. Aber auch wer sich vergangenen Sommer in den Grossstädten der westlichen Welt stilbewusst anziehen wollte, kam nicht um Birkenstock Sandalen herum.