Willkommen in den Pampas! Industriebauten ragen in den Himmel, die Strassen führen entweder zu Firmengebäuden oder fransen in den umliegenden Wiesen aus. Es braucht eine Portion Frechheit, um in solchem Niemandsland ein Restaurant mit gehobenem Anspruch an Küche und Gastfreundschaft zu eröffnen.

Hubert Erni, den viele aus seiner Zeit im Zuger «Rathauskeller» kennen, hatte diesen Mut und setzt in einem Chamer Industriequartier sein Motto in die Realität um: «Folge keinen Trends, sondern setze sie.» Der «Blinker» ist im Obergeschoss einer Autogarage untergebracht, die jene Marke verkauft, von der viele Männer einmal träumten.

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Das Lokal ist dreigeteilt. Man tritt in den gemütlichen «Living Room» mit prallgefülltem Bücherregal ein. Dahinter befindet sich der «Table Room». Gegessen wird schliesslich in einem Raum mit modernem, edlem Mobiliar und witzigen roten Details, der den Gästen ein wohliges Höhlengefühl vermittelt.

Die Karte ist eine eklektische Mischung aus Hiesigem, Mediterranem und Asiatischem. Sie erzählt die Biografie von Küchenchef Andrew Clayton. Er studierte am New England Culinary Institute in Montpelier, Vermont, kochte danach in den USA, Asien und Luzern und schlägt hier nun Gerichte vor wie Krabbenküchlein mit Fenchel und Gochujang (scharfe koreanische Gewürzpaste) oder Tuna Béarnaise mit hausgemachten Frites.

Politisch Unkorrekt. Wir starteten mit einem Markbein, das als aufgeschnittener Knochen mit Salat und Zopftoastbrot an den Tisch gebracht wird. Wo sonst bekommt man ein so wunderbar politisch unkorrektes Gericht noch? Beim Risotto überraschte uns die Farbe (Schwarz) und begeisterte uns die kross gebratene, fein geschnittene scharfe Chorizo darin. Zum Dessert wählten wir ein Tiramisù. Es brachte uns zum Schmunzeln: Clayton wickelt die sämige Crème in eine dünne Biskuitrolle. Das Ding kann man zwar nicht anständig essen, aber es schmeckt so gut, dass man gerne als Tischmanieren-Banause dasteht.

Ernis Biografie wiederum bekommt der Gast beim authentisch herzlichen Empfang und bei der Weinauswahl zu spüren: Seiner Erfahrung und seinem Netzwerk sei es gedankt, dass man im «Blinker» aussergewöhnliche Weine trinkt. Etwa einen süffigen Chardonnay Unique von Martin Donatsch, den man sonst fast nirgendwo bekommt.

  • Zeit bis zum ersten Bissen: 15 Minuten, die man mit Bücherschmökern und dem Bestaunen von Autos und Kunstwerken verbringen kann.
  • Was man essen sollte: Probieren Sie mindestens ein Sushi – und entdecken Sie, dass nicht nur Japaner in diesem Fach glänzen.
  • Diskretionsfaktor: Dezent und privat oder ausgestellt und gesellig.

«The Blinker»
Alte Steinhauserstrasse 15
6330 Cham

Telefon 041  784  40  90

montags bis donnerstags von 8 bis 24, freitags und samstags von 8 bis 2, sonntags von 10 bis 22 Uhr geöffnet.