Puristen werden zusammenzucken – eine BMW-Baureihe mit gerader Ziffer? Das war bislang in etwa so verwirrend, als hätte Bayerns Ex-Oberhaupt Ede Stoiber die Rhetorik für sich entdeckt – na gut, vom 6er und 8er mal abgesehen. Aber selbst das ging in Fan-Kreisen nicht ohne Zähneknirschen durch – und auch nur, weil die Oberklassecoupés im E24 einen historischen Urahn vorweisen konnten. Dieses Ass hat die kommende 4er-Reihe nicht im Ärmel. Warum also das ganze Trara? Ganz einfach: Eine Nummer höher wirkt eine Nummer nobler – Audi hat es mit den Baureihen A4/A5 sowie A6/A7 vorgemacht. In Ingolstadt trägt alles, was die unkonventionelle Schiene fährt, eine Nummer größer. Bei BMW sollen dagegen die sportlich angehauchten Modelle mit der Umbenennung einen Imageschub erhalten.

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Das bedeutet im Detail: Der 1er darf vorerst 1er bleiben, und wenn bei den gerade erst gelifteten Coupé- und Cabrioablegern 2014 beziehungsweise 2015 der Modellwechsel ansteht, kommen diese beiden direkt als 2er auf den Markt. Auch im Großen betrachtet dürfte 2014 ein Großkampfjahr für BMW werden, denn exakt zu diesem Zeitpunkt steht das erste Facelift für den gerade erschienenen fünftürigen 1er an; zudem soll auch die für die Bayern revolutionäre Vorderradantriebsplattform serienreif sein. Deren erster Vertreter wird ein Cityflitzer sein, der sein Fadenkreuz direkt auf Audis A1 richtet – und damit keine Gefahr für den eigentlichen 1er mit Hinterradantrieb darstellt. Aber zurück zum 2er: Optisch schafft BMW – zumindest wenn es nach dem Willen unseres Grafikers geht – das Kunststück, die komplette Außenhaut deutlich runder und stimmiger zu gestalten, dabei jedoch den muskulösen Hüftschwung markanter als bislang hervorzuheben.
Der Sechszylinder bleibt dem 235i und dem Topmodell M2 vorbehalten

Besonders interessant fällt dieser von hinten betrachtet aus, denn an der Front mit den großen lackierten Flächen zwischen der Niere und den konvex geformten Linsenscheinwerfern wird sich aller Wahrscheinlichkeit nach nicht viel ändern. Ganz anders am Heck: Der BMW-typische Hofmeisterknick fällt runder aus, eine markante Wulst zieht sich auf Höhe der Türgriffe über die Flanke und endet in nach oben gezogenen und abgerundeten Heckleuchten. Während Letztere beim Vorgänger 1er Coupé an der Unterseite durch einen harten Schnitt vom Stoßfänger abgegrenzt wurden, scheinen sie sich nun eher an diesen anzuschmiegen. Generell wirkt das Heck deutlich verändert, woran auch die Kennzeichenaufnahme einen großen Anteil hat; sie wandert von der Heckklappe in den Stoßfänger und macht somit Platz für einen großflächigen Blechbereich. Technisch geht es bei BMW traditionell um die Motoren, und auch in dieser Disziplin dürfte es den einen oder anderen Aufschrei in der Fangemeinde geben.

Der klassische Reihensechser hat im neuen 2er ausgedient. Es kommen aufgeladene Vierzylinder von 136 bis 218 PS zum Einsatz. Nur beim Topmodell 235i und dem für 2016 geplanten M2 werden noch sechs Töpfe unter der Haube wummern – und selbst die werden mit einer Turboaufladung ihrer Charakteristik beraubt. Dafür bekommen die Sechsender das zackig agierende Doppelkupplungsgetriebe, während die Vierzylinderfraktion mit der beileibe nicht schlechten, aber etwas unsportlicher ausgelegten Achtstufenautomatik vorliebnehmen muss. Dieselseitig reicht das Angebot bis hin zum 220d mit 184 PS. Alternative Antriebe wird es im 2er vorerst nicht geben. Die Hybrid- und Plug-in-Fraktion fräst sich bei BMW von oben herab durch die Modellpalette, und für vollelektrische Fortbewegung ist künftig die i-Serie zuständig.

Ebenfalls denkbar und mit einem verstohlenen Seitenblick auf den TT quattro auch alles andere als unwahrscheinlich ist eine Option auf BMWs hauseigenes xDrive-Allradsystem – zumindest für die stärkeren Motorisierungen des 2ers. Und auch über das Coupé hinaus ist das Ende der Fahnenstange noch lange nicht erreicht. 2015 steht das 2er Cabrio an – aus Kosten- und Dynamikgründen wieder mit Stoffverdeck –, und ein knappes Jahr danach zündet BMW die Performance-Rakete M2 mit doppelt aufgeladenem Reihensechser und wohl über 350 PS. Bleibt nur die Frage, was BMWs alteingesessene Fangemeinde zum 2er sagt, aber der hat in der 02er-Reihe ja auch einen mythenbehafteten Urahn. Mal sehen, ob es für das Kompaktcoupé dann auch wieder einen "2er Turbo"-Schriftzug in Spiegelschrift gibt.

 

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