Wie kann man nur ein Auto kaufen, das die Nachteile eines Offroaders (gross, durstig, schwer) mit den Nachteilen eines Coupés (weniger Platz, unpraktisch) kombiniert? Diese Frage wurde von vernünftigen Journalisten quasi in jedem Bericht zum X6 gestellt, als BMW den wuchtigen Sport-SUV – bei BMW heisst das SAC, also Sports Acitivity Coupé – 2008, mitten in der hiesigen Anti-Offroader-Hysterie, auf die Strasse rollte.

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Weil ich lieber Black Sabbath als Dire Straits höre, mich der aneckende Fussball-Maniac José Mourinho fasziniert und der geschliffene Pep Guardiola langweilt, habe ich mich damals auch für einen X6 als Jahrestestwagen entschieden. Eine spannende Wahl: Mal wurde mit einem Nagel «Arschloch» auf die Seite gekritzelt, mal ein Seitenspiegel von einem Velofahrer weggetreten, und schliesslich wurde der BMW gar als «Antichrist» beschmiert. Zwar nicht mit Blut, aber immerhin mit fettigen Fingerfarben.

Kein Problem, ein bisschen «Bad Boy»-Image hat noch keinem geschadet. Und lieber polarisieren als langweilen. Genau darum finde ich es schade, dass BMW den X6-Faktor ab dem 12. Juli auch eine Klasse tiefer als X4 auf die Strasse rollt – politisch korrekt und gerade mal 14 Millimeter länger als der X3. Klar, das Auto fährt sich toll, fällt weniger auf, ist vernünftiger und natürlich auch billiger als der X6. Aber wer auf solche Fakten setzt, wäre doch auch mit dem X3 zufrieden – oder nicht?

Fazit: Der X4 wird ganz bestimmt ein Verkaufsrenner. Denn nun können auch all jene ein bisschen auf Revoluzzer machen, denen zum X6 der Mut fehlte. Für mich persönlich ist das wie ein Black-Sabbath-Konzert zum Sonntagsbrunch.

Motoren: 3 Benziner und 3 Diesel mit 184 bis 313 PS, Fahrleistungen: 0 bis 100 km/h in 5,2 bis 8,1 Sekunden, Höchstgeschwindigkeit: 212 bis 247 km/h, Verbrauch: 5,4 bis 6,9 Liter, CO2-Ausstoss: 143 bis 193 Gramm, Preis: ab 57 000 Franken.