Die Investorenlegende Bill Gross verlässt die Allianz-Fondstochter Pimco. Gross wechsle zu Janus Capital, teilte der amerikanische Vermögensverwalter am Freitag mit. Mit Gross verliert der Münchener Versicherer einen der renommiertesten Anleihe-Fondsmanager – aber auch einen der mittlerweile umstrittensten. Laut US-Medien ist Gross seiner eigenen Kündigung damit zuvor gekommen.

Denn schon lange ist bei Pimco Feuer unterm Dach. Es scheint, als ob Anspruch und Wirklichkeit bei Gross zuletzt nicht mehr zusammenpassten. Der Pimco-Mitbegründer – am Markt noch als «Bond-König» bezeichnet – hatte sein glückliches Händchen verloren. Mit einem Plus von 4,3 Prozent hinkt der Total Return Fund auf Jahressicht rund drei Viertel seiner Rivalen hinterher, wurde vor einigen Tagen bekannt. Bereits im vergangenen Jahr schnitt der grösste Pimco-Fonds mit minus zwei Prozent so schlecht ab wie zuletzt vor zwanzig Jahren.

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Heftiger Streit mit Pimco-Chef El-Erian

Im Gegensatz zu Gross’ schwacher Performance zuletzt steht sein grosses Ego. Anfang Jahr kündigte der prominente Fonds-Manager und Pimco-Chef Mohamed El-Erian seinen Rückzug aus der Fondsgesellschaft an. Lange blieben die Gründe für El-Erians Abgang im Dunkeln. Medien berichteten vor einigen Wochen jedoch von einem heftigen Streit mit Gross – der letztlich zum Zerwürfnis zwischen den beiden Gallionsfiguren geführt haben soll.

Gross: Eigenbrötler und paranoid?

Mit dem Artikel im «Wall Street Journal», der Gross zudem als Eigenbrötler und schwierige Persönlichkeit darstellt, erhielt der Streit in diesem Sommer eine neue Eskalationsstufe. Gross zeigte sich ob des Berichts wütend – und paranoid.  Gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters sprach er davon, beweisen zu können, dass El-Erian den Text geschrieben habe.

Auch das sorgte bei Investoren für zusätzliche Unruhe: Bis in den Sommer hinein zogen Anleger Geld aus dem Pimco-Vorzeigefonds ab. Über mehr als ein Jahr musste der weltgrösste Rentenfonds Abflüsse verkraften.

Gross als bestes Rennpferd aller Zeiten

Intern verlor Gross zusätzlich an Unterstützern, weil er in Strategiegesprächen offenbar kaum einen Deut auf die Meinungen anderer Fondsmanager gibt. Sich selbst jedoch hielt er vor einiger Zeit offenbar für «Secretariat» – das beste amerikanische Rennpferd aller Zeiten.

An den Finanzmärkten wurde Gross' Abgang offenbar negativ aufgenommen: An der Börse drehte die Allianz-Aktie am Nachmittag ins Minus und bildete mit einem Abschlag von 3,4 Prozent das Schlusslicht im Dax. Von der Allianz war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.

(mit Material von reuters)