Noch vor zehn Jahren galt Bordeaux als zwar historisch interessanter, aber fürchterlich verschlafener Ort. Die Franzosen tauften die einst feudale Stadt «la belle endormie» – und mieden sie. Gäste, die hier ankamen, reisten so schnell wie möglich weiter ins spektakuläre Umland mit seinen sanften Hügeln voller Reben und Châteaux.

Heute bleiben sie wieder. Als 1995 Alain Juppé, damals Premierminister und gegenwärtig Aussenminister Frankreichs, Bürgermeister von Bordeaux wurde, schritt er dezidiert zur Tat und küsste die Schöne wach: Die prunkvollen Paläste und Bürgerhäuser, viele davon im klassizistischen Stil und mit dem typisch hellen Kalkstein erbaut, wurden restauriert. Den Privatverkehr verbannte man aus der Innenstadt: Statt Autos zirkulieren nun Trams. Besonders attraktiv präsentieren sich die Quais an der Garonne: Vor allem der lange, schmale, nur drei Zentimeter tiefe Brunnen, aus dem Wasser aus 900 Köpfen spritzt, zieht an schönen Tagen Hunderte von Schaulustigen an.

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All diese Verschönerungsmassnahmen lockten auch Geschäftsleute an. Soeben hat das aufgefrischte «Regent», das einzige Fünfsternhotel der Stadt, seine Türen wieder geöffnet. Und der renommierte Feinkosthändler Fauchon eröffnete hier seine erste Filiale ausserhalb von Paris.

Bordeaux boomt – und zieht Einheimische und Gäste nicht nur an, sondern hält sie auch eine Weile auf. Das Leben zwischen den langen Häuserzeilen im Zentrum fühlt sich leichtfüssig und mediterran an. Selbstverständlich steht der Wein im Mittelpunkt und in seinem Gefolge das Essen. Die Delikatessengeschäfte reihen sich aneinander wie Perlen an einer Kette, die Caves laden alle paar Meter zu Degustationen ein – Calvinisten dürften hier kaum glücklich werden.

Besondere Erwähnung verdient die junge Weinbar Max Bordeaux – hier können all jene die Grands Crus in bezahlbaren 2,5-cl-Portionen degustieren, die schon immer herausfinden wollten, ob ein Wein für 1300 Franken pro Flasche wirklich so fantastisch schmeckt. Auch sehr zu empfehlen sind die Stadtführungen zum Thema Wein, bei denen man viel Spannendes erfährt und Einsicht in Ecken bekommt, an denen man sonst achtlos vorbeigehen würde.