BILANZ: Sie machen beunruhigende Aussagen zum Wachstum und zur schwachen Produktivität der Schweiz. Unsere Arbeitslosenquote zeigt jedoch, dass die Situation der Schweiz so schlecht nicht ist. Sind Sie ein Schwarzmaler?
Pascal Couchepin: Sicherlich nicht. Über längere Zeiträume hinweg kann ein Prozent Wachstum mehr oder weniger einen enormen Unterschied ausmachen. Über die unmittelbare Zukunft mache ich mir keine Sorgen. Aber wenn diese Tendenz die nächsten zehn Jahre anhält, stehen wir irgendwann sehr schlecht da.
Wie erklären Sie sich die schwache Produktivität der schweizerischen Wirtschaft? Ein faules Volk?
Ich möchte klarstellen, dass die schwache Produktivitätsrate unserer Wirtschaft nichts mit der Leistung der einzelnen Individuen zu tun hat. Die Schweizer haben lange Arbeitstage, verglichen mit anderen Ländern. In der Hotellerie beispielsweise arbeiten die Zimmermädchen sehr hart …
Die Schweizer arbeiten also viel, aber schlecht?
Nein, eigentlich sind wir Schweizer sehr effizient. Aber wir produzieren nicht genug Güter oder Dienstleistungen, die eine hohe Wertschöpfung haben. Es gibt riesige Unterschiede zwischen den einzelnen Sektoren: In der Chemie beträgt der Umsatz pro Mitarbeiter 250 000, im Tourismus 60 000 und in der Landwirtschaft 30 000 Franken.
Das heisst, wir haben viel zu viele Landwirte?
So einfach ist es nicht. Die Strukturen müssen sich zwar noch verbessern, aber grundsätzlich bewegt sich etwas – jährlich wechseln ja drei Prozent von der Landwirtschaft in produktivere Sektoren.
Was wäre die optimale Anzahl an Landwirten?
Wir haben momentan 45 000 Vollbeschäftigte. Angestrebt sind ungefähr 35 000 Vollbeschäftigte. Diese Zahl ermöglicht, gemäss Spezialisten, ein angemessenes Leben in der Land- wirtschaft. Dieselbe Überlegung gilt auch für den Tourismus: Gewisse Unternehmen werden verschwinden, andere werden sich Aktivitäten mit höherem Mehrwert zuwenden müssen.
Reformen provozieren immer Widerstände. Ärgert Sie das?
Diese Widerstände regen mich an und bringen mich dazu, ohne Unterlass nach der besten Art zu suchen, wie diese Reformen der Mehrheit näher zu bringen sind. Jede Reform bedroht die Privilegien einer Gruppe, die vom Status quo profitiert. Die anderen, denen die Reform nützen könnte, zögern, weil man nie weiss, wer vom neuen Regime profitiert. Daraus ergibt sich eine Koalition verschiedener Gruppen, die nur der Staat und Leute mit Visionen im Interesse der Öffentlichkeit in Bewegung bringen können.
Pascal Couchepin: Sicherlich nicht. Über längere Zeiträume hinweg kann ein Prozent Wachstum mehr oder weniger einen enormen Unterschied ausmachen. Über die unmittelbare Zukunft mache ich mir keine Sorgen. Aber wenn diese Tendenz die nächsten zehn Jahre anhält, stehen wir irgendwann sehr schlecht da.
Wie erklären Sie sich die schwache Produktivität der schweizerischen Wirtschaft? Ein faules Volk?
Ich möchte klarstellen, dass die schwache Produktivitätsrate unserer Wirtschaft nichts mit der Leistung der einzelnen Individuen zu tun hat. Die Schweizer haben lange Arbeitstage, verglichen mit anderen Ländern. In der Hotellerie beispielsweise arbeiten die Zimmermädchen sehr hart …
Die Schweizer arbeiten also viel, aber schlecht?
Nein, eigentlich sind wir Schweizer sehr effizient. Aber wir produzieren nicht genug Güter oder Dienstleistungen, die eine hohe Wertschöpfung haben. Es gibt riesige Unterschiede zwischen den einzelnen Sektoren: In der Chemie beträgt der Umsatz pro Mitarbeiter 250 000, im Tourismus 60 000 und in der Landwirtschaft 30 000 Franken.
Das heisst, wir haben viel zu viele Landwirte?
So einfach ist es nicht. Die Strukturen müssen sich zwar noch verbessern, aber grundsätzlich bewegt sich etwas – jährlich wechseln ja drei Prozent von der Landwirtschaft in produktivere Sektoren.
Was wäre die optimale Anzahl an Landwirten?
Wir haben momentan 45 000 Vollbeschäftigte. Angestrebt sind ungefähr 35 000 Vollbeschäftigte. Diese Zahl ermöglicht, gemäss Spezialisten, ein angemessenes Leben in der Land- wirtschaft. Dieselbe Überlegung gilt auch für den Tourismus: Gewisse Unternehmen werden verschwinden, andere werden sich Aktivitäten mit höherem Mehrwert zuwenden müssen.
Reformen provozieren immer Widerstände. Ärgert Sie das?
Diese Widerstände regen mich an und bringen mich dazu, ohne Unterlass nach der besten Art zu suchen, wie diese Reformen der Mehrheit näher zu bringen sind. Jede Reform bedroht die Privilegien einer Gruppe, die vom Status quo profitiert. Die anderen, denen die Reform nützen könnte, zögern, weil man nie weiss, wer vom neuen Regime profitiert. Daraus ergibt sich eine Koalition verschiedener Gruppen, die nur der Staat und Leute mit Visionen im Interesse der Öffentlichkeit in Bewegung bringen können.
Partner-Inhalte