Carsharing ist in - immer mehr Menschen verzichten auf einen eigenen Wagen und mieten sich stattdessen einen fahrbaren Untersatz für kurze Zeit. Rund eine Million Nutzer von Kurzzeit-Autovermietung zählte der Bundesverband Carsharing 2014. Bis 2020 sollen es mindestens doppelt, vielleicht sogar dreimal so viele werden.

Mit eigenen Flotten mischen Daimler, BMW und VW im Carsharing fleissig mit - Opel steigt nächste Woche in das Geschäft ein. Viel zu verdienen gibt es nicht - die Autobauer wollen aber den Trend nicht verpassen. Denn mit Google und Apple stehen zwei mächtige IT-Konzerne in den Startlöchern, um den Markt für ihre Zwecke zu nutzen.

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BMW und Daimler haben die Nase vorn

«Hauptaspekt beim Carsharing ist für die Hersteller, einen Fuss in der Tür zu haben, wenn sich alternative Mobilitätsangebote stärker verbreitern», erläutert Klaus Stricker von der Unternehmensberatung Bain & Company. Die Nase vorn haben Daimler mit Car2Go und BMW, die den Dienst DriveNow zusammen mit dem Autovermieter Sixt betreiben. Beide Anbieter bauen ihre Carsharing-Flotten im In- und Ausland stetig aus und bieten auch Elektroautos zur Kurzzeitmiete an. «Die Kunden der Zukunft zahlen für die Dienstleistung Fahren und nicht mehr alleine für das Auto», ist Peter Fuss von der Unternehmensberatung EY überzeugt.

Die Tatsache, dass immer mehr Carsharing-Autos per Smartphone gebucht und geöffnet werden können, verschafft auch IT-Unternehmen einen Zugang zu dem Markt. Wozu bisher eine Chipkarte nötig war, erledigt vielfach inzwischen eine App. Solche elektronischen Helfer hat ein Kunde in Zukunft wahrscheinlich von mehreren Carsharing-Anbietern auf seinem Handy. «Damit kommen Vermittler ins Geschäft, die mehrere Anbieter vertreiben», sagt Bain-Experte Stricker und glaubt, dass Apple und Google dazu gehören werden.

Die beiden US-Firmen halten ihre Pläne bisher noch im Dunkeln. Ihnen kommt es laut Stricker weniger auf die Kurzzeitvermietung selbst an. «Sie haben vielmehr ein Auge auf die Daten geworfen, die die Autos sammeln, während sie durch die Strassen rollen.» Vor allem der Suchmaschinenbetreiber Google macht sein Geschäft mit den Daten, die der Konzern von seinen Nutzern weltweit erhebt.

Selbstfahrende Autos holen Kunden Zuhause ab

Die beiden IT-Giganten arbeiten zudem an selbstfahrenden Autos, die nach Meinung der Experten auch im Carsharing eingesetzt werden können. In Zukunft könnten Google & Co eigene Fahrzeuge losschicken, die die Kunden zuhause einsammeln und an ihr Ziel fahren - ohne dass jemand die Hände am Steuer hat. Die Vision: Während der Fahrt werden den Insassen dann online Dienstleistungen wie Restaurant-Tips, Shopping-Gelegenheiten oder Musikstreaming eingespielt.

«Wenn die Fahrzeuge beim Nutzer autonom vorfahren, wird das die Attraktivität von Carsharing noch einmal deutlich erhöhen», glaubt Gunnar Nehrke, Sprecher des Bundesverbandes Carsharing. Er rechnet damit, dass die Kurzzeitmiete dann auch in kleineren Städten Einzug hält. Dann könnten sich noch mehr Menschen überlegen, ob sich ein eigenes Autos noch lohne.

Nehrke hält es für möglich, dass autonom fahrende Wagen bereits in fünf bis zehn Jahren in Kalifornien auf den Strassen rollen werden. In Deutschland dürfte es etwas länger dauern. «Autonome Fahrzeuge fahren nunmal leichter, wenn immer die Sonne scheint und nirgendwo Schnee liegt oder die Strassen nass sind.»

Das Rennen ist voll im Gange

Das Rennen um die besten Plätze ist allerdings auch hierzulande voll im Gange. Denn allen ist klar: «Wenn die Autobauer nicht rechtzeitig dabei sind, machen Google und Apple das Geschäft alleine», warnt EY-Experte Fuss. Sein Kollege Stricker sieht in den neuen Mobilitätsangeboten gar eine Bedrohung für traditionelle Autobauer wie Daimler, BMW und VW.

Die Hersteller hätten sich inzwischen allerdings darauf eingestellt, in dem sie selbst Roboterautos entwickelten. Sie wollten vermeiden, dass sie in die Lage von Hardware-Anbietern wie Nokia kämen, deren Handys von den Mobilfunkanbietern quasi verschenkt wurden. Sie selbst verloren den Kontakt zum Endkunden und verdienten an den Telefonminuten und der Internetnutzung nicht mit, sagt Stricker. Falls dies doch geschehen sollte, hätten die Autobauer mit Zitronen gehandelt.

(reuters/ccr)