Bevor man sich im Ristorante Piccoli Accademia im Zürcher Kreis 4 zu Tisch begibt, genehmigt man sich mit Vorteil schräg vis-à-vis in der neu eröffneten Enotèca des Restaurants einen Prosecco. Entspannt sitzt man da an der Bar in einem grossen, hellen Raum eines vom Architekten Theo Hotz entworfenen Glaspalastes. In den Weinregalen lagern teure Italiener aus dem Sortiment der bekannten Tessiner Importfirma Zanini & Sulmoni. Der 24 Monate gereifte Parmaschinken schmeckt ausgezeichnet und macht Appetit auf mehr. Zur weiteren Nahrungsaufnahme überquert man deshalb die Strasse und betritt das «Accademia».

Der Kontrast könnte nicht grösser sein. Es empfängt einen solide Bügerlichkeit mit weiss gedeckten Tischen und weiss und schwarz livrierten Kellnern. Und es empfängt einen Hausherr Isidiro Mora, die ruhige, freundliche und aufmerksame Gelassenheit in Person. Über allem liegt der Glanz eines verblichenen, festlichen Sonntags. Es ist wie eine Heimkehr, auch für den, der das Lokal das erste Mal besucht und sich die durch und durch klassische Cucina italiana, diese so schnörkellose, schmackhafte und kalorienreiche norditalienische Küche, nicht jeden Tag gönnt. Denn das «Piccoli Accademia» atmet eine Form von Sicherheit und Geborgenheit, wie sie alle lieben und wie sie niemandem fremd ist. Eine Insel der Ruhe in hektischer Zeit.

Die Karte ist umfangreich; die Preise sind dem hohen Anspruch angepasst. Pasta, Fisch und Fleisch lassen sich blindlings bestellen. Fast jedes Gericht besitzt den Charakter eines Evergreens, und so liegt nicht falsch, wer sich an die Bestellungen der grossen und treuen Stammkundschaft hält: an die perfekt abgeschmeckten Spaghetti Vongole; an den von den rührigen Kellnern am Tisch angemachten Salat; an den ganzen Branzino (Seewolf), der auf einem Kartoffel-Gemüse-Bett aus dem Ofen kommt; an die Kalbskoteletts und Kalbspaillards aus der tiergerechten Produktion eines Appenzeller Vertrauenslieferanten; an das Rinderfilet vom US-Beef und zum Schluss ans Schwergewicht einer Saint-Honoré-Torte.

Zur Trüffelzeit werden zudem die exquisiten Pilze nirgends grosszügiger über das Spiegelei auf Kartoffelstock gehobelt als bei Isidoro Mora, der seinen Gästen empfiehlt, dieser sündhaft guten und sündhaft teuren Verführung lieber nur einmal zu erliegen, dafür dann aber auch richtig.

Der Katalane Mora konnte das «Accademia» 1993 von der früheren Besitzerin, der Köchin Jole Panardo, erwerben. Lange dauerte es, bis er als Chef de Service das Vertrauen der einzigartigen Dame erworben hatte. Und auch nach dem Verkauf beobachtete sie ihn und Chefkoch Silvio Foti besorgt, ob denn ihr Lebenswerk bei den beiden früheren Angestellten gut aufgehoben sei. Erst danach konnte sie beruhigt loslassen – sie ist vor wenigen Jahren verstorbenen.

Isidoro Mora führt das «Piccoli Accademia» heute ganz in ihrem Sinn und Geist weiter. Auf ihn wie auf sein Ristorante liesse sich trefflich der Werbeslogan eines Mineralwassers münzen: Alles wird besser. Das «Accademia» bleibt gut.

Ristorante Piccoli Accademia
Isidoro Mora, Silvio Foti
Rotwandstrasse 48, 8004 Zürich
Tel. 01/241 42 02 und 241 62 43
Fax 01/241 62 43
14 «Gault Millau»-Punkte
samstags und sonntags geschlossen,
im Winter samstagabends geöffnet.
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